In Kooperation mit “Vielfalt bildet”, einem Projekt der TU Darmstadt und der VHS lud der Verband Deutscher Sinti und Roma Landesverband Hessen am 08. Juni 2022 zu dem Vortrag „Sichtbarkeit und Emanzipation“ in den Räumen der VHS Darmstadt ein.
Rinaldo Strauß, stellvertretender Geschäftsführer des hessischen Landesverbands, thematisierte zu Beginn den blinden Fleck der Mehrheitsgesellschaft, wenn es um die Sichtbarkeit von Sinti und Roma im öffentlichen Raum geht. Kulturelle Beiträge von Minderheitsangehörigen werden oftmals nicht als solche (an-)erkannt. Denn wer weiß beispielsweise, dass Märchen der Gebrüder Grimm maßgeblich auf Erzählungen und Motiven von Sinti und Roma aufbauen? Oder, dass Django Reinhardt mit dem Sinti Jazz ein eigenes, die europäische Musikszene prägendes Genre erfunden hat? Mit diesen und weiteren Reflexionsfragen gelang ein offener Einstieg, welcher bei dem Wissen und den persönlichen Verknüpfungen der Zuhörenden ansetzte.
Sinti und Roma sind seit Jahrhunderten Teil der allgemeinen, deutschen Gesellschaft und damit auch seit Jahrhunderten Teil dieser Geschichte und Kultur. Allzu oft jedoch werden Sinti und Roma, Jüdinnen und Juden sowie andere Minderheiten ausschließlich im Kontext der nationalsozialistischen Verfolgung und Ermordung genannt. Dies reduziert die Alltäglichkeit einer gemeinsamen Geschichte und macht sie damit unsichtbar. Mit der Schwerpunktsetzung des Vortrags, sowie der neu entwickelten SiRo App (herunterzuladen unter siro-hessen.app), möchte der hessische Landesverband zur stärkeren Sichtbarkeit der Minderheit im öffentlichen Raum beitragen. Neben der Verfolgungsgeschichte sollen Akte des Widerstands und der Emanzipation stärker Beachtung finden.
Die Zuhörenden, die der Einladung des Landesverbands gefolgt waren, zeigten sich interssiert und hatten im Anschluss die Möglichkeit Rückfragen zu stellen und in den Austausch zum Thema zu treten.