SiRo App bei Stadtrundgang zum Thema Widerstand in Darmstadt vorgestellt

Am 18. Mai führte der Lan­desver­band zusam­men mit der Geschichtswerk­statt der Bertholt-Brecht-Schule einen Stadtrundgang zum The­ma Wider­stand durch. Der Stadtrundgang befasste sich mit ver­schiede­nen For­men und Orten des Wider­standes von Sin­ti und Roma in Darm­stadt vom Nation­al­sozial­is­mus bis heute.

Hier­bei wurde auch nochmal die neue App des Lan­desver­ban­des vorgestellt. Die App erre­ichen Sie unter: https://siro-hessen.app/

Die Frank­furter Rund­schau berichtete.

SiRo-App geht online

PRESSEMITTEILUNG

App-Release: Mit der SiRo-App auf den Spuren von Sin­ti und Roma in Hes­sen & Gedenken an den Jahrestag des Auf­s­tandes von Sin­ti und Roma in Auschwitz-Birke­nau am 16. Mai 1944

Anlässlich des 78. Gedenk­tag an den Auf­s­tand von Sin­ti und Roma in Auschwitz-Birke­nau am 16. Mai 1944 veröf­fentlicht der Ver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma – Lan­desver­band Hes­sen sein neuestes Pro­jekt: die SiRo-App. Mit ihr kann man spielerisch mehr über die Geschichte und Gegen­wart von Sin­ti und Roma in Hes­sen erfahren. »Mit der SiRo-App wollen wir Geschicht­en von Sin­ti und Roma in Hes­sen sicht­bar­er machen. Dabei geht es darum Diskri­m­inierung und Ver­fol­gung zu doku­men­tieren und ger­ade auch diejeni­gen, die Opfer des nation­al­sozial­is­tis­chen Völk­er­mords wur­den, nicht in Vergessen­heit ger­at­en zu lassen – das ist qua­si wie eine Art dig­i­taler Stolper­stein. Aber es geht auch um den Wider­stand, der geleis­tet wurde, sei es in der Geschichte, im Zuge der Bürg­er­rechts­be­we­gung seit den 1970er Jahren oder heute«, so Adam Strauß, der Vor­sitzende des Ver­ban­des.

Die App startet mit Infor­ma­tio­nen zu Darm­stadt und zu Denkmälern in Hes­sen. Nach und nach wer­den die Infor­ma­tio­nen zu anderen Städten und Gemein­den ergänzt.

Mit der App, die man bei Bedarf auch ein­fach über den Brows­er auf dem PC nutzen kann, kön­nen Orte besucht, Biografien recher­chiert oder the­ma­tis­che Stadtrundgänge gemacht wer­den. Wer den Stan­dort seines Smart­phones frei­gibt, kann sich auch an die jew­eili­gen Orte und navigieren lassen. Und wer ganz neu im The­ma oder weit­erge­hend inter­essiert ist, erhält über die App weit­er­führende Infor­ma­tio­nen auch über Hes­sen hin­aus.

Tech­nisch und gestal­ter­isch wurde die App vom Frank­furter Insti­tut für Gebrauchs­grafik entwick­elt, wo man sich für eine soge­nan­nte Web-App entsch­ieden hat: »Wir woll­ten bei einem so wichti­gen The­ma möglichst viele unter­schiedliche Zugänge ermöglichen. Die App lässt sich wie eine Karten-App auf dem Mobil­tele­fon unter­wegs ver­wen­den, man kann sie aber auch im Brows­er wie eine Web­site nutzen – beispiel­sweise im Schu­lun­ter­richt«, berichtet Mar­tin Spencer, eine*r der Entwickler*innen des Insti­tuts für Gebrauchs­grafik, »außer­dem war es wichtig, eine Struk­tur zu schaf­fen, die kon­tinuier­lich erweit­ert wer­den kann.« 

»Unser Ziel ist es schließlich, die hes­sis­che Geschichte von Sin­ti und Roma möglichst umfassend zu doku­men­tieren und das ger­ade jet­zt, wo rechte Gesin­nun­gen wieder auf dem Vor­marsch sind“, ergänzt Adam Strauß. »Wer uns dabei mit Infor­ma­tio­nen unter­stützen möchte, kann sich gerne bei uns melden, denn ger­ade zu vie­len kleineren Städten und Gemein­den gibt es bish­er oft nur wenige Infor­ma­tio­nen.«

Hier geht es direkt zur SiRo-App.

Fly­er zur SiRo-App.

Vortrag und Lesung der Geschichtswerkstatt der Bertholt-Brecht-Schule zum 16. Mai

Seit über 600 Jahren leben Sin­ti in Europa und fast eben­so lange gibt es Bilder, die sie zeigen – oder zeigen kön­nten. Denn his­torische Bild­w­erke ins­beson­dere die Kun­st sind keine Spiegel der Wirk­lichkeit, son­dern brechen und verz­er­ren die Real­ität oder pro­jizieren eigene Vorstel­lun­gen von Angst und Fasz­i­na­tion gegenüber dem Frem­den. In drei Etap­pen schauen wir auf diese Entwick­lun­gen: auf Reisende und Han­dle­serin­nen in der Frühen Neuzeit, eine dop­pelte Bohème in der Mod­erne und die Pop­kul­tur und
Emanzi­pa­tion von Sin­ti und Roma in der Gegen­wart.

Für den 16. Mai organ­isiert die Geschichtswerk­statt der Bertholt-Brecht-Schule zwei Ver­anstal­tun­gen:

Lesung: „Die Schat­ten von Auschwitz und die Wun­den mein­er Eltern“

Um 17.00 find­et am Mah­n­mal für die aus Darm­stadt deportierten Sin­ti eine Lesung anlässlich des 78. Jahrestages des Auf­s­tandes der Sin­ti und Roma in Auschwitz-Birke­nau unter dem Titel „Die Schat­ten von Auschwitz und die Wun­den mein­er Eltern“ statt.

Schüler:innen der Bertolt-Brecht-Schule und Stu­dentin­nen der TU-Darm­stadt lesen aus Zeitzeu­gen­bericht­en Über­leben­der wie der Darm­städ­terin Alwine Keck, bericht­en über Flucht und Wider­stand von Oscar und Vinzenz Rose sowie den Auf­s­tand der Sin­ti und Roma in Auschwitz-Birke­nau.

Vor­trag: Bilder und Zer­rbilder von Sin­ti und Roma in der Kun­st (Peter Bell)

Um 19.00 find­et ein Vor­trag unter dem The­ma: “Bilder und Zer­rbilder von Sin­ti und Roma in der Kun­st” von Peter Bell im Neuen Foy­er der Bertolt-Brecht-Schule Darm­stadt, Kranich­stein­er Straße 84 statt.

Seit über 600 Jahren leben Sin­ti in Europa und fast eben­so lange gibt es Bilder, die sie zeigen – oder zeigen kön­nten. Denn his­torische Bild­w­erke ins­beson­dere die Kun­st sind keine Spiegel der Wirk­lichkeit, son­dern brechen und verz­er­ren die Real­ität oder pro­jizieren eigene Vorstel­lun­gen von Angst und Fasz­i­na­tion gegenüber dem Frem­den. In drei Etap­pen schauen wir auf diese Entwick­lun­gen: auf Reisende und Han­dle­serin­nen in der Frühen Neuzeit, eine dop­pelte Bohème in der Mod­erne und die Pop­kul­tur und
Emanzi­pa­tion von Sin­ti und Roma in der Gegen­wart.

Musikalisch begleit­et wird dieser durch das Stre­ichquar­tett der Vik­to­ri­aschule Darm­stadt unter der Leitung von Christi­na Troeger.

Die Ver­anstal­tun­gen wer­den mit einem Gruß­wort von Rinal­do Strauß, Ver­band Deutsch­er Sin­ti & Roma, Lan­desver­band Hes­sen, eröffnet.

Antiziganistischer Vorfall gegen geflüchtete ukrainische Roma

PRESSEMITTEILUNG DES HESSISCHEN LANDESVERBANDES DEUTSCHER SINTI UND ROMA

Am 08.04.2022, dem inter­na­tionalen Roma Tag, kam es zu einem antizigan­is­tis­chen Vor­fall am Bahn­hof Kas­sel-Wil­helmshöhe. In Hanau stieg eine Gruppe von 34 geflüchteten ukrainis­chen Roma in den ICE 370 von Basel Haupt­bahn­hof nach Berlin Ost­bahn­hof zu. Nach­dem die Gruppe zugestiegen war, gab es während der Zug­fahrt eine Durch­sage: „Auf­grund von gegeben Anlass möcht­en wir Sie darum bit­ten Ihre Wert­sachen bei sich am Kör­p­er zu tra­gen.“ Wir gehen davon aus, dass dieser „gegebene Anlass“ die geflüchteten Roma waren. Da dies eine Krim­i­nal­isierung ist werten wir diese Durch­sage als antizigan­is­tis­che Diskri­m­inierung. Aus bish­er nicht bekan­nten Grün­den sprachen die Bah­n­mi­tar­beit­er der geflüchteten Gruppe ihren Flüchtlingssta­tus ab und riefen die Bun­de­spolizei. Sie war­fen der Gruppe „fahren ohne Fahrschein“ und „aggres­sives Bet­teln“ vor, obwohl ukrainis­che Geflüchtete kosten­los die Deutsche Bahn benutzen kön­nen. Am Bahn­hof „Kas­sel Wil­helmshöhe“ zwan­gen Mitar­beit­er des Sicher­heits­di­en­stes der Deutschen Bahn und der Bun­de­spolizis­ten die Gruppe zum aussteigen. Dabei soll ein Polizeibeamter mehrfach gesagt haben, sie wür­den jet­zt „durchge­hen und aus­sortieren“. Bei der darauf fol­gen­den Durch­suchung am Bah­n­gleis waren die Bun­de­spolizis­ten bewaffnet und ein Polizist führte einen Schäfer­hund mit.

Der Vor­sitzende des hes­sis­chen Lan­desver­ban­des Deutsch­er Sin­ti und Roma Adam Strauß hat­te direkt nach dem Vor­fall die Bun­de­spolizei kon­tak­tiert und lück­en­lose Aufk­lärung gefordert. Er kom­men­tiert weit­er:

„Auch wenn dies nicht der erste antizigan­is­tis­che Vor­fall in Zusam­men­hang mit der Flucht­be­we­gung aus der Ukraine ist, schock­iert mich ein solch­er Vor­fall sehr. Unter den ukrainis­chen Geflüchteten befind­en sich viele Roma. Dabei wird geflüchteten Roma immer wieder ihr Flüchtlingssta­tus abge­sprochen. Die Gruppe wird krim­i­nal­isiert und es wird geflüchteten Roma unter­stellt, sich Leis­tun­gen erschle­ichen zu wollen. Das sind antizigan­is­tis­che Vorurteile, die aufgek­lärt gehören. Diese Gruppe der geflüchteten Roma mussten in ihrem Land schon sehr viel Leid erfahren. Auf ihrer Flucht in ein sicheres Land wer­den sie nun zusät­zlich antizigan­is­tisch diskri­m­iniert. Unter den ukrainis­chen Kriegs­ge­flüchteten darf es nicht Geflüchtete erster und zweit­er Klasse geben. Das ras­sis­tis­che Vorge­hen der Bahn-Mitar­beit­er und der Bun­de­spolizei muss aufgek­lärt wer­den. Grade in ein­er solchen Sit­u­a­tion brauchen alle Geflüchteten Hil­fe und alle beteiligten Per­so­n­en und Insti­tu­tio­nen soll­ten sich mit antizigan­is­tis­ch­er Diskri­m­inierung auseinan­der­set­zen.“

Der Lan­desver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma Hes­sen fordert eine schnell­st­mögliche Aufk­lärung der Vor­fälle. Außer­dem fordern wir von der Deutschen Bahn, der DB-Sicher­heit und der Bun­de­spolizei, dass Mitar­bei­t­ende an Sen­si­bil­isierungs­maß­nah­men teil­nehmen. Aus diesen Vor­fällen müssen struk­turelle Kon­se­quen­zen gezo­gen wer­den.

Thematische Führung zu Sinti und Roma im Historischen Museum Frankfurt

Am 26. März fand in Koop­er­a­tion mit dem His­torischen Muse­um Frank­furt und der Ini­tia­tive Faites votre jeu! eine Dialogführung durch die Ausstel­lung „Frank­furt und der NS“ statt.

Im Rah­men der Führung beleuchtete Dr. Katha­ri­na Rhein als Mitar­bei­t­erin des Lan­desver­ban­des ver­schiedene Aspek­te der Ver­fol­gungs­geschichte von Sin­ti und Roma. Nach einem kurzen Ein­blick über die Geschichte von Sin­ti und Roma in Frank­furt, für die sich der erste urkundliche Beleg 1418 find­et, wurde neben der Sit­u­a­tion während der NS-Zeit auch über die let­zten Jahre der Weimar­er Repub­lik gesprochen, denn die Stadt Frank­furt hat­te hier eine gewisse Vor­re­it­er­rolle hin­sichtlich diskri­m­inieren­der Maß­nah­men und richtete schon 1929 ein soge­nan­ntes Konzen­tra­tionslager an der Fried­berg­er Land­straße ein.

Die sich ab 1933 ver­schär­fend­en Maß­nah­men gegen Sin­ti und Roma wur­den anhand von Beispie­len und der Rolle von Insti­tu­tio­nen, wie der Polizei, der Für­sorge, der Uni­ver­sität oder des Gesund­heit­samtes beleuchtet. Wie der Antizigan­is­mus und die damit ver­bun­de­nen Maß­nah­men Frank­furter Bürger*innen zu „Zige­unern“ macht­en, wurde anschaulich am Beispiel der Fam­i­lie Adler besprochen. Immer wieder ging es auch um die Nachkriegs­geschichte und die Kon­ti­nu­itäten nach 1945 bis hin zur Frage von Erin­nerung an die Ver­brechen heute.

Durch die aufgeschlossene und inter­essierte Gruppe von Teil­nehmenden kam es zu einem Dia­log, der nicht nur die unter­schiedlichen Beteiligten, die an diesem Tag durch die Ausstel­lung führten, ein­schloss. Aus unser­er Sicht, Dank aller Beteiligten, eine sehr gelun­gene Ver­anstal­tung!

Die Ausstel­lung ist noch bis April 2023 im His­torischen Muse­um Frank­furt zu sehen.

Fortbildung: Antiziganismus – Ein Thema für Schule und Unterricht

Am 24.3.2022 gaben Ina Ham­mel und Katha­ri­na Rhein eine Fort­bil­dung im Rah­men des Fort­bil­dungsange­bots von lea, der Bil­dungs­ge­sellschaft der GEW Hes­sen. Die dig­i­tale Fort­bil­dung war gut besucht und das keineswegs nur von Lehrkräften, son­dern von Per­so­n­en, die an unter­schiedlichen Bere­ichen des Bil­dungssys­tems oder an Über­gangsstellen zwis­chen Schule und Beruf arbeit­en. Wer die Ver­anstal­tung bish­er nicht besuchen kon­nte, aber Inter­esse daran hat, kann sich auf eine weit­ere Fort­bil­dung in diesem Rah­men im Okto­ber 2022 freuen. Nähere Infor­ma­tio­nen dazu gibt es hier.

Zum Gedenken an den 79. Jahrestag der Märzdeportation aus Marburg

„Die Nationalsozialisten sahen keinen Grund die Deportationen zu verstecken.“

PRESSEMITTEILUNG DES HESSISCHEN LANDESVERBANDES DEUTSCHER SINTI UND ROMA

Darm­stadt, den 21.03.2022

Am 23. März 1943 wur­den 78 Mar­burg­er und Mar­burg­erin­nen und Men­schen aus der Umge­bung vom Gleis 5 des Mar­burg­er Haupt­bahn­hofes aus nach Auschwitz-Birke­nau deportiert. Der einzige Grund: sie waren Sin­ti. Auf Grund­lage des im Dezem­ber 1942 veröf­fentlicht­en Auschwitz-Erlass­es durch Hein­rich Himm­ler wur­den im März 1943 alle Sin­ti und Roma, die gefasst wer­den kon­nten, nach Auschwitz-Birke­nau deportiert. In Mar­burg war das jüng­ste Kind zwei Monate alt.

Am 23. März 2022 gedenkt der Hes­sis­che Lan­desver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma zusam­men mit der Stadt Mar­burg mit ein­er Kranznieder­legung allen ver­fol­gten und deportierten Sin­ti und Roma.

„Unter den deportierten Sin­ti war auch mein Onkel Adam Strauß. Am hel­l­licht­en Tag musste er und die Anderen vom Lan­drat­samt durch die Stadt zum Bahn­hof marschieren. Das zeigt, dass die Nation­al­sozial­is­ten keinen Grund sahen ihr Han­deln zu ver­steck­en. Zuvor hat­te mein Onkel als Sol­dat gedi­ent, wurde jedoch 1941 aus der Wehrma­cht aus­geschlossen, weil er Sin­to war und arbeit­ete als Kraft­fahrer. Trotz­dem wurde er – so wie alle Sin­ti und Roma, egal ob Kind oder Erwach­sen­er – als ‚arbeitss­cheu‘ ver­fol­gt und deportiert. Was er in Auschwitz erlei­den musste ist in seinen Grausamkeit­en kaum vorstell­bar und den­noch wurde sein Antrag auf Rente 1958 zunächst mit der Begrün­dung abgelehnt, dass man ihn in sein­er ‚Wehlei­digkeit‘ nicht unter­stützen sollte.“, erin­nert sich Adam Strauß, Vor­sitzen­der des Hes­sis­chen Lan­desver­ban­des Deutsch­er Sin­ti und Roma „Den Völk­er­mord im Nation­al­sozial­is­mus über­lebten cir­ca 500.000 europäis­che Sin­ti und Roma nicht. Diejeni­gen, die über­lebten tru­gen tiefe Wun­den kör­per­lich und seel­isch. Dass dieses Leid bis vor fast genau 40 Jahren, dem 17. März 1982, nicht anerkan­nt wurde, war für viele eine unglaubliche Belas­tung. Unser Erin­nern heute ist auch ein Sym­bol für die Über­leben­den und ihre Hin­terbliebe­nen, dass wir hin­se­hen und ihr Leid nicht vergessen. Das Erin­nern ist aber auch wichtig für uns als Gesellschaft, um nicht zu vergessen welche Vorurteile und Aus­gren­zun­gen zum Völk­er­mord führen kon­nten. Damit Ras­sis­mus als solch­er Erkan­nt und Benan­nt wer­den kann, wenn Haut­farbe und nicht die Flucht vor Krieg und Gewalt darüber entsch­iedet, ob und wie die Men­schen über die Gren­zen Europas kom­men kön­nen, oder nicht.“

An der Gedenkver­anstal­tung hält Romano Strauß als Vertreter des Hes­sis­chen Lan­desver­ban­des Deutsch­er Sin­ti und Roma, neben dem Mar­burg­er Ober­bürg­er­meis­ter Thomas Spieß ein Gruß­wort. Gemein­sam wer­den sie einen Kranz an der Gedenk­tafel am Mar­burg­er Lan­drat­samt able­gen. Auf­grund der aktuellen Infek­tion­slage wird die Gedenkver­anstal­tung aufgeze­ich­net und die Videos wer­den auf der Home­page der Stadt Mar­burg (www.marburg.de) veröf­fentlicht.

Gedenkveranstaltungen an die Märzdeportationen 1943

Anlässlich des 79. Jahrestages der Depor­ta­tion von Sin­ti aus Wies­baden am 8. März 1943 und aus Gießen am 16. März 1943 fan­den in bei­den Städten Gedenkver­anstal­tun­gen statt.

Wiesbaden

In Wies­baden fand die Gedenkver­anstal­tung am Mah­n­mal für die im Nation­al­sozial­is­mus ermorde­ten Sin­ti und Roma statt. Ober­bürg­er­meis­ter Gert-Uwe Mende hielt eine Rede, eben­so wie Fati­ma Stieb, die für den Lan­desver­band sprach. Musikalisch begleit­et wurde die Ver­anstal­tung durch den jun­gen Sin­to und Geiger June Heilig und dessen Vater Sergej Hart­mann. Als Vertreter der Kirchen sprachen Pfar­rer Andreas Gün­ther und Thomas Wein­ert.


Gießen

In Gießen sprachen Ober­bürg­er­meis­ter Frank-Tilo Bech­er und Maria Strauß für den Lan­desver­band. Anschließend ver­las Stadtverord­neten­vorste­her Joachim Gruß­dorf die Namen der Deportierten und Pfar­rer Dr. Gabriel Brand, Pfar­rer für Evan­ge­lis­che Stadtkirchenar­beit und Gesellschaftliche Ver­ant­wor­tung im Evan­ge­lis­chen Dekanat Gießen, sprach ein Gebet. Abschließend wurde das Mah­n­mal zur Erin­nerung an die im Nation­al­sozial­is­mus Ver­fol­gten von den genan­nten sowie von Romano Strauß und Francesco Arman mit Blu­men geschmückt, um an die Opfer zu erin­nern.

Hier ein Mitschnitt der Ver­anstal­tung:

Mit dem Laden des Videos bestäti­gen Sie die Daten­schutz-Bes­tim­mungen von Youtube, sowie dass wir ihre Entschei­dung in Form eines Cook­ies spe­ich­ern dür­fen. Sie kön­nen ihre Zus­tim­mung jed­erzeit auf der Daten­schutzerk­lärung-Seite wider­rufen.

 


Darm­stadt

Am 20. März gedacht­en am Darm­städter Güter­bahn­hof die Stadt Darm­stadt, der Lan­desver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma, die Jüdis­che Gemeinde und die Ini­tia­tive Denkze­ichen Güter­bahn­hof dem 79. Jahrestag der Märzde­por­ta­tio­nen der Sin­ti und Roma aus Darm­stadt, sowie dem 80. Jahrestag der ersten Depor­ta­tion von Jüdin­nen und Juden aus Darm­stadt.

Die Gedenkver­anstal­tung fand öffentlich statt und so nah­men auch ca. 80 darm­städter Bürger*innen an der Ver­anstal­tung teil. Maria Strauß sprach für den Hes­sis­chen Lan­desver­band und erin­nerte an Ihre Mut­ter Anna Keck, welche mit 68 anderen Sin­ti nach Auschwitz deportiert wurde. Neben Maria Strauß sprachen Bar­bara Akd­eniz (Bünd­nis 90/DIE GRÜNEN) für die Stadt Darm­stadt, Renate Dreesen für das Denkze­ichen Güter­bahn­hof und Alexan­der Stol­er für die Darm­städter jüdis­che Gemeinde.

Musikalisch begleit­et wurde die Ver­anstal­tung durch den jun­gen Geiger June Heilig, begleit­et durch seinen Vater Sergej Hart­mann (Akko­rdeon) sowie Richard Blum (Kon­tra­bass).

Es berichteten das Darm­städter Echo und die Frank­furter Rund­schau. Die Ver­anstal­tung wurde live gestreamt und kann weit­er nachge­se­hen wer­den:

Mit dem Laden des Videos bestäti­gen Sie die Daten­schutz-Bes­tim­mungen von Youtube, sowie dass wir ihre Entschei­dung in Form eines Cook­ies spe­ich­ern dür­fen. Sie kön­nen ihre Zus­tim­mung jed­erzeit auf der Daten­schutzerk­lärung-Seite wider­rufen.

 

40 Jahre Anerkennung des Völkermordes an den Sinti und Roma

Heute vor 40 Jahren, am 17. März 1982, lud der dama­lige Bun­deskan­zler Hel­mut Schmidt Vertreter*innen der deutschen Sin­ti und Roma zu sich in das Kan­zler­amt in Bonn ein. Im Anschluss wurde das fol­gende State­ment veröf­fentlicht:

„Den Sin­ti und Roma ist durch die NS-Dik­tatur schw­eres Unrecht zuge­fügt wor­den. Sie wur­den aus ras­sis­chen Grün­den ver­fol­gt. Diese Ver­brechen haben den Tatbe­stand des Völk­er­mords erfüllt.“

Hel­mut Schmidt, 17. März 1982

Mit diesen Worten erkan­nte der dama­lige Bun­de­spräsi­dent Hel­mut Schmidt erst­ma­lig den Völk­er­mord an den Sin­ti und Roma offiziell für die deutsche Bun­desregierung an. 37 Jahre hat es nach Ende des Zweit­en Weltkrieges gedauert, bis das Leid unser­er Min­der­heit von der Bun­desregierung anerkan­nt wurde. Vor­ange­gan­gen waren harte Kämpfe der Bürg­er­rechts­be­we­gung gegen eine fehlende Entschädi­gung und eine weit­erge­hende Diskri­m­inierung sowie für die Anerken­nung des nation­al­sozial­is­tis­chen Völk­er­mordes an den Sin­ti und Roma. Noch 1956 urteilte der Bun­des­gericht­shof, dass Sin­ti und Roma nicht aus ras­sis­tis­chen Grün­den ver­fol­gt wur­den. Lange wurde dies noch so juris­tisch angewen­det und es dauerte bis 2016, dass sich die Präsi­dentin des Bun­des­gericht­shof für dieses Urteil entschuldigte. Auch gesellschaftlich wur­den Sin­ti und Roma nicht als Opfer­gruppe wahrgenom­men und die Kon­ti­nu­itäten der Diskri­m­inierung zu wenig in Frage gestellt.

Aus diesem Grund waren die Worte Hel­mut Schmidts so wichtig: für die Über­leben­den, die Hin­terbliebe­nen und die Gesellschaft. Sie stell­ten einen Bruch zu vor­ange­gan­genen Recht­fer­ti­gun­gen und Leug­nun­gen des Völk­er­mordes an den Sin­ti und Roma dar.

Im Nation­al­sozial­is­mus wur­den cir­ca. 500.000 europäis­che Sin­ti und Roma ermordet.

Systematische Leistungsverweigerung gegen EU-Bürger*innen

Antiziganismuskritische Handreichung zu Abwehrstrategien und Diskriminierungsmustern in Jobcentern

Anlässlich der vierten Veröf­fentlichung ein­er inter­nen Dien­stan­weisung zum Umgang mit EU-Bürger*innen in Job­cen­tern hat der Lan­desver­band in Koop­er­a­tion mit der Autorin Elisa Schmidt eine Broschüre mit dem Titel “Sys­tem­a­tis­che Leis­tungsver­weigerung gegen EU-Bürg­erin­nen — Antizigan­is­muskri­tis­che Han­dre­ichung zu Abwehrstrate­gien und Diskri­m­inierungsmustern in Job­cen­tern” her­aus­gegeben.

Sie richtet sich an Sozialarbeiter*innen, Inter­essierte und Per­so­n­en, welche mit dem Job­cen­ter zutun haben (müssen) und hat ein­er­seits zum Ziel die Prax­en im Job­cen­ter antizigan­is­muskri­tisch zu analysieren, sowie Abwehrstrate­gien erkennbar zu machen. Ander­er­seits zeigt sie Hand­lung­sop­tio­nen auf und gibt darüber hin­aus Hand­lungsempfehlun­gen für Job­cen­ter zum Abbau von Antizigan­is­mus.

Die Broschüre verbindet eine Analyse mit Beispie­len aus der Sozial­ber­atung in Hes­sen und Berlin.

Einen beson­deren Dank gilt hier­bei dem Fördervere­in Roma e.V. (Frank­furt) und Amaro Foro e.V. (Berlin), welche ein Vor­wort zur Broschüre beitru­gen.

Die Broschüre kön­nen Sie entwed­er als PDF herun­ter­laden, oder beim Hes­sis­chen Lan­desver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma bestellen.