Gedenken an den Anschlag vom 19. Februar 2020 (Hanau) in Darmstadt

Zwei Jahre nach dem Anschlag vom 19. Feb­ru­ar 2020 gedenkt der Hes­sis­che Lan­desver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma den Opfern des ras­sis­tis­chen Anschlags: Gökhan Gül­tekin, Sedat Gür­büz, Said Nesar Hashe­mi, Mer­cedes Kier­pacz, Hamza Kur­tović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Fer­hat Unvar, Kaloy­an Velkov.

Damit die Getöteten, sowie das Leid und die Forderun­gen der Hin­terbliebe­nen und Über­leben­den nicht vergessen wer­den, hat sich Lan­desver­band an der Mah­nwache vom 19. Feb­ru­ar der Stadt Darm­stadt beteiligt. Hier­bei erin­nerte Adam Strauß, Vor­sitzen­der des Hes­sis­chen Lan­desver­ban­des Deutsch­er Sin­ti und Roma in sein­er Gedenkrede daran, dass gesellschaftlich­er Ras­sis­mus zu ras­sis­tis­chem Ter­ror führen kann und dass es wichtig ist, bere­its diesem entschlossen ent­ge­gen­zutreten. Dafür ist aber auch Aufk­lärung notwendig, damit alltäglichen Diskri­m­inierun­gen und Aus­gren­zung als diese erkan­nt wird.

Neben dem Lan­desver­band sprachen der Ober­bürg­er­meis­ter Jochen Partsch, der Aus­län­der­beirat Darm­stadt und die Inter­es­sen­ge­mein­schaft der Migrantenselb­stor­gan­i­sa­tio­nen Darm­stadt.

Workshops bei der Qualifizierungsreihe des Bündnisses “Demokratiebildung nachhaltig gestalten” gut besucht

Am 13.02.2022 hat der Hes­sis­che Lan­desver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma bei der Qual­i­fizierungsrei­he des Bünd­niss­es “Demokratiebil­dungs nach­haltig gestal­ten” einen Work­shop ange­boten. Auf­grund der hohen Nach­frage wurde dieser in zwei Work­shops unterteilt, welche bei­de am 13.02 nacheinan­der durchge­führt wur­den.

In den Work­shops wur­den aktuelle For­men des Antizigan­is­mus disku­tiert und Stim­men von Ange­höri­gen der Min­der­heit der Sin­ti und Roma über die Auswirkun­gen auf ihr Leben gehört.

Der Lan­desver­band hat sich sehr über das große Inter­esse an den Work­shops gefreut und bedankt sich bei der Ev. Akademie Frank­furt und dem Bünd­nis “Demokratiebil­dung nach­haltig gestal­ten” für die Organ­i­sa­tion.

Das ganze Pro­gramm der (zum Großteil bere­its gelaufe­nen) Qual­i­fizierungsrei­he find­en Sie hier.

27. Januar – Gedenken an die Verfolgten des Nationalsozialismus – Gedenken an eine halbe Million Ermordete Sinti und Roma

PRESSEMITTEILUNG DES HESSISCHEN LANDESVERBANDES DEUTSCHER SINTI UND ROMA

Heute vor 77 Jahren, am 27. Jan­u­ar 1945, wurde das Ver­nich­tungslager Auschwitz von den sow­jetis­chen Trup­pen befre­it. Dieser Tag gilt bis heute als Gedenk­tag an die Mil­lio­nen Opfer und Ver­fol­gten des Nation­al­sozial­is­mus. Auschwitz ste­ht bis heute als Syn­onym für den nation­al­sozial­is­tis­chen Völk­er­mord an den Juden, Sin­ti und Roma, sowie der sys­tem­a­tis­chen Ver­fol­gung und Ver­nich­tung viel­er weit­er­er wie poli­tis­ch­er Oppo­si­tioneller, Homo­sex­ueller, Zeu­gen Jeho­vas oder Men­schen mit Behin­derung.

Nach Angaben der Gedenkstätte Auschwitz star­ben die meis­ten der ca. 23.000 nach Auschwitz deportierten Sin­ti und Roma an den mörderischen Bedin­gun­gen oder durch die Gaskam­mern. Allein in der Nacht vom 4. auf den 5. August wur­den etwa 4.000 Sin­ti und Roma ermordet, als das kom­plette Lager Auschwitz Birke­nau II e von der SS ‚aufgelöst‘ und alle dort verbliebe­nen Sin­ti und Roma ver­gast wur­den.

Anna Met­tbach, Sin­tez­za und Bürg­er­recht­lerin aus Hes­sen, wurde 1942 mit 18 Jahren nach Auschwitz deportiert, da sie in Sorge um ihren Onkel ohne Erlaub­nis ihren Wohnort ver­lassen hat­te. Sie beschreibt ihre Depor­ta­tion später in einem Zeitzeu­gen­in­ter­view:

„Wir waren einige Tage unter­wegs. Ohne Wass­er und ohne Nahrung. Jed­er hing seine Gedanken nach. Angst. Hoff­nungslosigkeit. Was wird wer­den? Ich wusste nicht, wo wir hinkom­men. Wir sind in Auschwitz angekom­men an der Rampe. Und dann hört man das Gebrüll. Da standen die Her­ren der SS, die Her­ren über Leben und Tod mit Schäfer­hund und Gewehr. Dann ging es nur mit ein­er Dau­men­be­we­gung: so viel war der Men­sch wert.“

Anna Met­tbach musste in Auschwitz und weit­eren Lagern Zwangsar­beit leis­ten und unglaubliche Qualen erleben. Sie über­lebte mehrere Lager und einen Todes­marsch bevor sie 1945 befre­it wurde. Nach ihrer Befreiung set­zte sie sich für die Anerken­nung des Völk­er­mordes und die Verbesserung der Sit­u­a­tion der Sin­ti und Roma in Deutsch­land ein. Die Vorurteile, die zur Ver­fol­gung der Sin­ti und Roma geführt hat­ten, existierten auch nach 1945 weit­er und führen bis heute zur Diskri­m­inierung.

„Für mich als Vor­sitzen­der des Hes­sis­chen Lan­desver­ban­des Deutsch­er Sin­ti und Roma ist die Erin­nerung an die Ver­fol­gten des Nation­al­sozial­is­mus beson­ders wichtig. Ihr Geschicht­en zeigen, wie Men­schen, die zuvor Nachbar*innen, Mitschüler*innen und Kolleg*innen waren, nach und nach immer stärk­er aus­ge­gren­zt, ver­fol­gt und schließlich ver­nichtet wer­den kon­nten. Sie zeigen aber auch ihr Leben und wie sie sich gegen­seit­ig Unter­stützten.“, so Adam Strauß. „Wenn heute Men­schen glauben, sie seien wegen ein­er fehlen­den Imp­fung ver­fol­gt wie unsere Men­schen im Nation­al­sozial­is­mus, kön­nen sie sich nicht ern­sthaft mit der Geschichte auseinan­derge­set­zt haben. Es ist eine Belei­di­gung für alles was die Ver­fol­gten erlei­den mussten.“

VERLÄNGERT: “Der Weg der Sinti und Roma” in Schwalbach a.Ts.

Mit Online Vortrag von Rinaldo Strauß am 18.1.2022

Vom 17.–28. Jan­u­ar ist die Ausstel­lung “Der Weg der Sin­ti und Roma — Wie ‘Zige­uner­bilder’ einen Völk­er­mord möglich machen kön­nen” im Rathaus in Schwal­bach a. Ts. zu sehen. Sie zeigt die Geschichte der Min­der­heit seit ihrer Ankun­ft in Europa und dem deutschsprachi­gen Raum. Die Ausstel­lung the­ma­tisiert die Wirkung von Bildern und Zuschrei­bun­gen gegen Sin­ti und Roma vom 16. bis zum 20. Jahrhun­dert, die Ver­fol­gun­gen und Diskri­m­inierun­gen bis zum Völk­er­mord während des Nation­al­sozial­is­mus, die Kon­ti­nu­itäten der Bilder und nicht zulet­zt den Kampf gegen Antizigan­is­mus durch die Selb­stor­gan­i­sa­tio­nen von Sin­ti und Roma.

Schüler*innen der Albert-Ein­stein-Schule und der Friedrich-Ebert-Schule wur­den zu Guides aus­ge­bildet, um anschließend selb­st Führun­gen durch die Ausstel­lung geben zu kön­nen.

Am 18.09.2022 hat Rinal­do Strauß einen Online-Vor­trag zum The­ma “Wie Zige­uner­bilder einen Völk­er­mord möglich macht­en” gehal­ten.

Inter­essierte kön­nen sich die Ausstel­lung noch bis zum 28.1.2022 im Schwal­bach­er Rathaus anschauen. Bitte informieren Sie sich vor­ab bei der Stadt Schwal­bach a.Ts. über die aktuellen Pan­demieregeln.

Hier Berichte der Frank­furter Rund­schau vom 17.1.2022, der Frank­furter Neuen Presse vom 19.1.2022 und der Schwal­bach­er Zeitung vom 21.1.2022.

Wir freuen uns sehr, dass die Ausstel­lung bis zum 4.2.2022 ver­längert wer­den kon­nte.

Neues Hörspiel jetzt online

Hör­spiel: Anna – ein Men­schen­leben, 2021

Das vom Lan­desver­band in Auf­trag gegebene Hör­spiel “Anna — ein Men­schen­leben. Die Geschichte der Sin­ti und Roma am Beispiel von Anna Met­tbachs Leben” ist jet­zt erschienen. In diesem Hör­spiel unter­hält sich ein Vater (Jour­nal­ist und His­torik­er) mit sein­er Tochter und es entwick­elt sich ein Gespräch über das Leben von Anna Met­tbach, ein­er Sin­tez­za, die Auss­chwitz über­lebte.

Die bei­den unter­hal­ten sich über Anna Met­tbachs Kind­heit, ihre Zeit im KZ, ihr Leben „danach“. In ihrem Dia­log gehen sie über die reine Lebens­geschichte Annas hin­aus, sprechen über die His­to­rie der Sin­ti und Roma vom Mit­te­lal­ter bis zur Nachkriegssi­t­u­a­tion und den Kämpfen um Entschädi­gung. Gle­ichzeit­ig wer­den aber auch die philosophis­chen Fra­gen, die Anna Met­tbach in ihren zahlre­ichen Zeitzeu­gen­bericht­en und Inter­views immer wieder aufge­wor­fen hat, aufge­grif­f­en.  Es ist ein lebendi­ger Dia­log, der mit Orig­i­nal-Audioauf­nah­men von Anna Met­tbach authen­tisch, berührend, manch­mal auch schock­ierend und span­nend die Geschichte der Sin­ti und Roma in Deutsch­land beleuchtet.

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Nachrichten auf Romanes 2021

Der Lan­desver­band hat eine neue Nachricht­ensendung auf Romanes her­aus­gegeben. Darin bericht­en wir über unsere Arbeit im let­zten Jahr.

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Filmvorführung mit anschließender Diskussion im Rahmen der Aktionswochen Vielfalt Bildet!

Der Hes­sis­che Lan­desver­band beteiligte sich an den Aktionswochen Vielfalt bildet! des Koop­er­a­tionspart­ners ViBi der TU Darm­stadt mit ein­er eige­nen Filmvor­führung und anschließen­der Diskus­sion. Hier­bei wurde der selb­st pro­duzierte Film All­t­ags­diskri­m­inierung gezeigt, in welchem ver­schiedene betrof­fene Sin­ti von Diskri­m­inierung bericht­en. Im Anschluss fand eine Diskus­sion mit Rinal­do Strauß, Pro­jek­tleit­er des Filmes und stv. Geschäfts­führer des Lan­desver­ban­des und Fati­ma Stieb, Pro­tag­o­nistin des Filmes statt.

Wie (un)demokratisch ist die Polizei?

Chat­grup­pen mit ras­sis­tis­chen und recht­sex­tremen Inhal­ten, der Abruf per­sön­lich­er Dat­en von Polize­icom­put­ern im Zusam­men­hang mit den Dro­hun­gen des NSU 2.0 und der Abschluss­bericht der von der hes­sis­chen Lan­desregierung einge­set­zten Polizei-Kom­mis­sion haben eine Debat­te angestoßen, die an diesem Abend fort­ge­führt wurde.

Die Ver­anstal­tung wurde von einem bre­it­en zivilge­sellschaftlichen Bünd­nis organ­isiert, das im Herb­st 2020 bere­its ein Forderungspa­pi­er an die hes­sis­che Lan­desregierung mit dem Titel „Demokratie stärken, Ras­sis­mus und Recht­sex­trem­is­mus bekämpfen“ veröf­fentlicht hat. Auf die Forderung ein­er unab­hängi­gen Beschw­erdestelle wurde auch im Rah­men der Ver­anstal­tung nochmal hingewiesen.

v.l.n.r.: Alexan­der Bauer (innen­poli­tis­ch­er Sprech­er der CDU-Land­tags­frak­tion), Felix Paschek (Leit­er Stab­sstelle Fehler- und Führungskul­tur im hes­sis­chen Innen­min­is­teri­um), Dr. Rain­er Beck­er (Leit­er des Demokratiezen­trums Hes­sen), Seda Başay-Yıldız (Recht­san­wältin) und Mod­er­a­torin: Dr. Car­men Col­i­nas

Herr Prof. Dr. Sin­gelnstein kon­nte an der Ver­anstal­tung krankheits­be­d­ingt lei­der nicht teil­nehmen. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass Dr. Rain­er Beck­er vom Hes­sis­chen Demokratiezen­trum in Mar­burg spon­tan ein­sprin­gen kon­nte. Frau Dr. Car­men Col­i­nas mod­erierte eine span­nende Diskus­sion, welche Sie auch hier nochmal nach­schauen kön­nen:

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Bestattungskultur von Sinti und Roma: Vortrag am Friedhof in Hanau

Am 16.10. hielt Fati­ma Stieb als Vertreterin des Lan­desver­ban­des beim Fried­hof in Hanau einen Vor­trag zum The­ma “Die Bestat­tungskul­tur der Sin­ti und Roma”. Sie machte hier­bei auf die Unter­schiede, aber auch die Gemein­samkeit­en in den Bestat­tungskul­turen der Sin­ti und Roma aufmerk­sam.

Sie machte hier­bei deut­lich, dass die Gemein­samkeit­en ins­beson­dere aus der gemein­samen Aus­gren­zungs- und Diskri­m­inierungser­fahrung erk­lär­bar sind. Hier­bei zeigt sich, dass Gemein­schaft im Abschied oder auch in ein­er gemein­samen Gruft für viele eine zen­trale Rolle spie­len.

Beson­ders rel­e­vant für viele Sin­ti und Roma ist auch die soge­nan­nte “ewige Ruhe”, welche die Grab­stät­ten von Über­leben­den des Nation­al­sozial­is­mus unter beson­deren dauer­haften Schutz stellt. Viele Über­leben­den kon­nten sich von ihren im Nation­al­sozial­is­mus ermorde­ten Ver­wandten nicht ver­ab­schieden. Dadurch erhiel­ten die Gräber der Über­leben­den für die Min­der­heit eine beson­dere Rolle des Gedenkens an alle ver­fol­gten Sin­ti und Roma. Eine erste Regelung für Hes­sen wurde 2016 einge­führt. Im Dezem­ber 2018 fol­gte schließlich die bun­desweite “Bund-Län­der-Verord­nung”.

3. Eberstädter Schulprojekttage erfolgreich beendet

Auch in diesem Jahr ver­anstal­tete das Eber­städter Bünd­nis gegen Antizigan­is­mus das dritte Mal in Folge die Eber­städter Schul­pro­jek­t­tage gegen Antizigan­is­mus in Darm­stadt Eber­stadt.

Vom 27.–29. Sep­tem­ber war die Ausstel­lung im Ernst-Lud­wig-Saal zu sehen und wurde mit einem vielfälti­gen Pro­gramm begleit­et. In dieser Zeit war die Ausstel­lung für Schulk­lassen und Inter­essierte Eberstädter*innen geöffnet.

Eine Beson­der­heit der Ausstel­lung war es, dass hier­bei erst­mals die neuen Audio­gu­ides des Lan­desver­ban­des präsen­tiert wer­den kon­nten. Diese ermöglicht­en es mit Abstand und Kon­tak­tbeschränkun­gen indi­vidu­elle Führun­gen durch die Ausstel­lung zu erhal­ten.

Zusät­zlich zur Ausstel­lung wurde noch eine Fort­bil­dung für Lehrkräfte und eine Buchvorstel­lung des Buch­es “Kampf um Anerken­nung” von Malte Clausen und Rinal­do Strauß organ­isiert. Hier­bei ent­standen span­nende Diskus­sio­nen und wichtige Aus­tauschmöglichkeit­en zum The­ma Antizigan­is­mus.

Die Fort­bil­dung gestal­tete sich in zwei Bere­iche. Ein­er­seits wurde die Bil­dungssi­t­u­a­tion der Min­der­heit und die Erleb­nisse von Sin­ti in Schulen besprochen und ander­er­seits aber auch Möglichkeit­en der Ein­bindung des The­mas in den Unter­richt vorgestellt. Hier­bei präsen­tierte die Geschichtswerk­statt der Berthold-Brecht-Schule den aktuellen Stand ihres Forschung­spro­jek­tes zu den Biogra­phien von Darm­städter Sin­ti im Nation­al­sozial­is­mus.