Das neue Jahr startete bereits mit drei Worskshops an hessischen Schulen. Am 15. Januar war der Hessische Landesverband an der Hostatoschule und am 05. Februar an der Ludwig-Erhard Schule in Frankfurt mit dem Workshop “Alltagsdiskriminierung” vertreten. Wissensvermittlung, Anwendung und Haltung zeigen, standen in den interaktiven Mitmach-Workshops auf dem Plan. Besonders waren diese ersten Workshops des Jahres auch deshalb, weil unsere frisch ausgebildeten Botschafter*innen gegen Antiziganimus ihre ersten Einsätze als Teamer*innen hatten.
Am 30. Januar dagegen hatten die Lehrkräfte der Offenen Schule Waldau in Kassel die Gelegenheit in der internen Lehrkräftefortbildung mit den Bildungsbotschafterinnen des Landesverbandes über Antiziganismus ins Gespräch zu kommen. So konnten viele Stereotype aufgebrochen und Unsicherheiten abgebaut werden.
Wir bedanken uns für die Einaldungen und freuen uns auf weitere Zusammenarbeit.
Zum selbstständigen Gebrauch für Lehrkräfte im Schulunterricht
2023 hat der Landesverband zu seinen Zeitzeugenfilmen “Gegenbilder” Arbeitsblätter für den Schulunterricht erstellt. Die Gegenbilder sind Ausschnitte aus Zeitzeugenberichten von Sinti die den Nationalsozialismus überlebt haben. Sie sind thematisch sortiert.
Bisher wurden Arbeitsblätter zu den beiden häufig gestellten Fragen “Sind Sinti und Roma faul?” und “Gehören Sinti und Roma zu Deutschland?” erstellt. Die Arbeitsblätter geben einige Hintergrundinformationen und beinhalten Fragen zur eigenständigen Bearbeitung durch Schüler*innen. Der Arbeitsumfang beträgt circa 2 Schulstunden. In einer umfangreichen ergänzenden Handreichung für Lehrkräfte werden weitere Hintergrundinformationen zu der Benutzung der Arbeitsblätter, dem Thema Antiziganismus und Ideen zur weiteren Vertieftung an die Hand gegeben.
Die PDF’s enthalten darüber hinaus Verlinkungen zu einem Glossar, welches wichtige Begriffe des Themas niedrigschwellig erklärt.
Arbeitsblatt 1: Gehören Sinti und Roma zu Deutschland?
Zum Jahresende berichtet der Hessische Landesverband, wie gewohnt, mit einer neuen Nachrichtensendung auf Romanes über die Arbeit im Verband im Jahr 2023.
Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) in Hessen eröffnet
Seit Juli 2023 hat die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus Hessen in der Trägerschaft des Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma in Kooperation mit dem Förderverein Roma ihre Arbeit aufgenommen. MIA ist 2022 entstanden und besteht aus einer Bundesgeschäftsstelle in Berlin sowie bisher fünf regionalen Meldestellen in Berlin, Sachsen, Rheinland-Palz, Bayern und nun auch Hessen. Gefördert wird MIA von Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
MIA will mit ihrer Arbeit das Bewusstsein für Antiziganismus schärfen und die Unterstützung von Betroffenen verbessern. Die Meldestelle soll die Ausprägungen antiziganistischer Vorfälle einheitlich und systematisch dokumentieren, auswerten und die Bedarfe von Betroffenen klären.
Dadurch soll auf bestehende Defizite im Regelsystem aufmerksam gemacht und das Dunkelfeld antiziganistischer Vorfälle in Deutschland erhellt werden. Antiziganistische Vorfälle reichen von Beleidigungen und Schmierereien über antiziganistische Inhalten und Kommentare im Netz bis hin zu Diskriminierung bei Behördenbesuchen, Sachbeschädigung, Bedrohung und extremer Gewalt.
Egal ob Sie selbst betroffen sind oder einen antiziganistischen Vorfall beobachten, auf unserer Webseite können antiziganistische Vorfälle sicher und vertraulich über eine Meldemaske gemeldet werden.
Als Teil einer bundesweiten Arbeitsgemeinschaft dokumentieren wir antiziganistische Fälle in Deutschland, bieten Betroffenen Verweisberatung an und informieren die Öffentlichkeit. Damit schaffen wir die Grundlagen für die Bekämpfung von Antiziganismus und bieten Behörden und Zivilgesellschaft Ansatzpunkte zur Prävention. Als MIA Hessen erfassen, dokumentieren und werten wir antiziganistische Vorfälle aus, um Diskriminierung in Hessen sichtbarer zu machen und sie wirksam zu bekämpfen. Hier geht es zur Webseite von MIA Hessen: http://www.hessen.antiziganismus-melden.de
Am Donnertsag den 23.11.2023 veranstalten das Welcome In! Wohnzimmer Fulda gemeinsam mit dem Hessichen Landesverband Deutscher Sinti und Roma einen Vortragsabend. Ab 18.00 Uhr referiert Rinaldo Strauß in seinem Vortrag über Geschichte und Auswirkungen des Antiziganismus. Dabei wird der Blick auf die Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland und Europa und ihre jahrhundertelange Diskriminierung gerichtet, die im nationalsozialistischen Völkermord gipfelte. Es wird aber auch um die Nachwirkungen bis heute gehen, die sich nicht zuletzt auch in einer massiven Benachteiligung auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt und gerade auch im Bereich der Bildung zeigen.
Abgerundet wird der Vortrag mit dem Film „Alltagsdiskriminierung“, in dem Angehörige der nationalen Minderheit der Sinti zu Wort kommen. Sie sprechen über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung in Alltag, Schule und Berufsleben und schildern ihren Umgang damit. Im Anschluss steht Herr Strauß für Fragen und Diskussion zur Verfügung.
Die Aktionswoche „Vielfalt bildet!“ ist eine Veranstaltungsreihe, die sich mit gesellschaftlichen Differenzverhältnissen aus der Perspektive von rassismus- und diskriminierungskritischer Bildung auseinandersetzt.
In Kooperation mit der lea Bildungsgesellschaft der GEW Hessen bietet der Hessischen Landesverband im Rahmen der Aktionswoche am Donnerstag, den 16.11.23. die Fortbildung “Antiziganismus — Ein Thema für Schule und Unterricht” an. Denn ob als Beschimpfung auf dem Schulhof, im Schulalltag oder auf Social Media, Antiziganismus begegnet Betroffenen immer wieder. Und häufig wird dieser nicht erkannt. Gleichzeitig spielt die Geschichte der nationalen Minderheit im Unterricht kaum eine Rolle, obwohl sie seit über 600 Jahren Teil der deutschsprachigen Gesellschaft ist. Deshalb gibt die Fortbildung Ideen für Unterrichtsinhalte und ermöglicht die Reflexion von Antiziganismus im Schulalltag anhand von realen Fallbeispielen.
Der Stadtrundgang wurde wegen geringer Anmeldungen abgesagt!
Am 5. Oktober bietet der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma in Kooperation mit der VHS Darmstadt einen Stadtrundgang zum Thema Widerstand und Bürgerrechtsbewegung von Sinti und Roma in Darmstadt an. Der Rundgang dauert circa 2,5h und umfasst eine Wegstrecke von circa 6 km.
Am vergangenen Sonntag lud die Initiative Gedenkort Güterbahnhof gemeinsam mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt, der Jüdischen Gemeinde Darmstadt und dem Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma zur jährlichen Gedenkveranstaltung am 24. September um 11.00 Uhr am Güterbahnhof Darmstadt ein. Rund 40 Personen waren der Einladung gefolgt und gedachten gemeinsam der Deportationen aus Darmstadt, die sich für die jüdische Bevölkerung zum 81. Mal jährten. Renate Dreesen von der Initiative eröffnete die Veranstaltung, die bei schönster Herbstsonne im Freien stattfinden konnte. Neben einem Grußworte des Oberbürgermeisters Hanno Benz, sprachen Daniel Neumann, erster Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Darmstadt sowie Maria Strauß für den Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma.
Wir bedanken uns bei der Wissenschaftsstadt Darmstadt und dem Kulturamt für die jahrelange gute Zusammenarbeit und Organisation der Gedenkveranstaltung.
Pressemitteilung der Wissenschaftsstadt Darmstadt gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde, dem Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma und der Initiative Denkzeichen Güterbahnhof vom 19.09.2023
Die Wissenschaftsstadt Darmstadt und die Initiative ‚Gedenkzeichen Güterbahnhof‘ gedenken am Sonntag, 24. September, um 11 Uhr, gemeinsam mit dem hessischen Landesverband der Sinti und Roma und der Jüdischen Gemeinde Darmstadt am Gedenkort „Denkzeichen Güterbahnhof“ (Bismarckstraße/ Ecke Kirschenallee) der vor 81 Jahren deportierten Darmstädter Juden und Sinti und Roma. Medienvertreterinnen und ‑vertreter sowie Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Nach Begrüßung durch die Initiative ‚Denkzeichen Güterbahnhof‘ sprechen Oberbürgermeister Hanno Benz sowie Vertreterinnen und Vertreter der Jüdischen Gemeinde Darmstadt und des Verbandes Deutscher Sinti und Roma Hessen. Außerdem informieren Schülerinnen und Schüler der Edith-Stein-Schule Darmstadt über den Stand ihres Schulprojekts zum Thema. Die Veranstaltung findet auf der Fläche vor dem Denkmal statt.
„An diesem Tag gedenken wir mit tiefer Trauer der Opfer der Deportationen von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern sowie Mitbürgerinnen und Mitbürgern der Sinti und Roma durch die Nazis, ein beispielloses Menschheitsverbrechen, das sich vor 81 Jahren auch mitten in unserer Stadt vollzog”, erklärt Oberbürgermeister Hanno Benz. „Menschen wurden damals brutal aus ihren Familien gerissen, ihrer Heimat beraubt und schließlich millionenfach in Konzentrationslagern getötet. Dies alles passierte vor den Augen und mit dem Wissen der Darmstädterinnen und Darmstädter und mahnt uns auch über 80 Jahre danach, stets wachsam zu sein und allen Tendenzen des Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus entschieden entgegenzutreten, damit sich ein derartiges Verbrechen niemals wiederholen kann.“ Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, Daniel Neumann, sagt: „Je weiter die menschenverachtenden Verbrechen Nazi-Deutschlands zurückliegen, desto notwendiger werden Erinnerung und klare Haltungen. Gerade mit Blick auf die unverblümte politische Wiederkehr von Revisionismus und Rechtsextremismus.“ Maria Strauß, Mitglied im Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Hessen erklärt: „Ich frage mich, wie könnte es je einen Schlussstrich geben, wenn die Diskriminierung und die Vorurteile, die Auschwitz ermöglicht haben bis heute fortwirken? Wenn wir in Flugblättern, Ausstellungen, Beschimpfungen, körperlichen Angriffen oder Anschlägen wie in Halle oder Hanau immer wieder gesagt bekommen: ihr gehört nicht dazu – oder ihr müsst euch beweisen? Und dies für uns schließlich bedeutet, dass Juden und Jüdinnen sowie Sinti und Roma auf der Straße auch heute noch nicht sicher sind.“
Im Rahmen der Multikulturellen Wochen lud das Integrationsbüro Offenbach am 5. September zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Bestattungskultur ein. Neben Vertreter*innen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, der Friedhofsverwaltung und weiteren Repräsentanten der christlichen Gemeinden, war auch der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma nach Dreieich-Sprendlingen eingeladen worden.
In einer fast zweistündigen Gesprächsrunde tauschten sich die Gesprächspartner*innen des Panels über verschiedene Aspekte der Bestattungskultur in verschiedenen Religionen und Glaubensgemeinden aus. Für den Hessischen Landesverband erklärte Rinaldo Strauß, stellvertretender Geschäftsführer des Hessischen Landesverband, dass Sinti und Roma keine einheitliche Bestattugskultur haben. Vielmehr orientiert sich die Bestattungskultur an der Glaubensrichtung der jeweiligen Familien der Verstorbenen. In Deutschland sind dies zumeist Christ*innen. Die Traditionen und Bräuche beim Abschied von geliebten Menschen ist damit so heterogen, wie die nationale Minderheit selbst. Die circa 50 Anwesenden folgten den Diskussion gespannt und hatten die Möglichkeit Rückfragen zu stellen.