Zum Jahresende berichtet der Hessische Landesverband mit einer neuen Romanes Nachrichtensendung über die Arbeit im Verband im Jahr 2022.
Kategorie: Allgemein
Auszeichnung „Soziales Bürgerengament“
Am 14. Dezember 2022 verlieh der hessische Sozial- und Integrationsminister Kai Klose die Landesauszeichnung „Soziales Bürgerengagement“.
Wir freuen uns sehr, dass die Darmstädter Sintezza Roswitha Bielow ausgezeichnet wurde. Roswitha Bielow setzt sich für die Stärkung von Sinti und Roma und gegen Antiziganismus in Darmstadt ein. Dabei wirkt sie insbesondere im Stadtteil Darmstadt-Eberstadt. Sie hat Initiativen geprägt, die in Darmstadt-Eberstadt Aufklärung gegen Antiziganismus leisten, aber auch überregionalen Modellcharakter haben. Dazu gehören das Eberstädter Bündnis gegen Antiziganismus und „Schulprojekttage gegen Antiziganismus“ in Eberstadt.
Wir gratulieren Roswitha Bielow herzlich zu der besonderen Auszeichnung.
Filmvorführung “Der lange Weg der Sinti und Roma”
Im Rahmen der Aktionswoche des Projektes “Vielfalt bildet! Rassismuskritische Bildungsarbeit gemeinsam gestalten” lud der Hessische Landesverband zu einer digitalen Filmvorführung des kürzlich mit dem Deutschen Menschenrechts-Filmpreis 2022 ausgezeichneten Film “Der lange Weg der Sinti und Roma”.
Die 45-minütige Dokumentation thematisiert den Kampf der Bürgerrechtsbewegung um Anerkennung und Entschädigung und lässt Protagonist*innen selbst zu Wort kommen. So auch die Holocaustüberlebende Zilli Schmidt, die im Alter von 98 Jahren vergangenen Oktober verstorben ist. Sie widmete die letzten Jahre ihres Lebens, um als Zeitzeugin von ihrem Leben zu berichten.
Das Publikum nutzte die Gelegenheit mit dem Filmemacher Adrian Oeser und Fatima Stieb für den Hessischen Landesverband nach der Filmvorführung in den Austausch zu gehen. Besonders angeregt wurde die Frage diskutiert, wie der Themenkomplex Antiziganismus in den schulischen Lehrplan integriert werden kann.
Workshop zu Antiziganismus und rechtem Terror
An der Tagung “Multiperspektivität in der Zeitenwende. Wie weiter in der kirchlichen Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rassismus?” der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus, die am 11. & 12. November 2022 in Frankfurt am Main stattfand, war der Landesverband mit einem Workshop vertreten. Ina Hammel hat vor dem Hintergrund des rassistischen Anschlags in Hanau am 19. Februar 2019, zu dessen Opfern auch Roma zählten, über antiziganistisch motivierte rechte Gewalt in der Bundesrepublik berichtet. Die Teilnehmenden des Workshops zeigten reges Interesse am Thema und es wurde angeregt diskutiert.
Vortrag zum Thema Antiziganismus an Albert-Einstein-Schule
Im Oktober luden engagierte Lehrkräfte der Albert-Einstein-Schule in Groß-Bieberau den Hessischen Landesverband ein, zum Thema Antiziganismus zu sprechen. In einem historischen Abriss stellte Rinaldo Strauß die Leidensgeschichte der Minderheit vom 15. Jahrhundert bis heute vor.
Anfangs noch schüchtern, stellten die Schüler*innen nach und nach ihre Fragen zum Thema Antiziganismus, welches im Schulalltag häufig nicht thematisiert wird. Von besonderem Interesse war für die Schüler*innen daher mehr über die Herkunft von Sinti und Roma zu erfahren und an die Gräeultaten an der Minderheit über sechs Jahhunderte hinweg zu erinnern.
Die Albert-Einstein-Schule schreibt im Anschluss an die Veranstaltung auf ihrer Webseite: “Als Schule sieht sich die AES in der Verantwortung, sich Hass, Diskriminierung und Antiziganismus entgegenzustellen (…).”
Dieses Selbstverständnis und Engagement begrüßt der Hessische Landesverband außerordentlich und ermutigt die Schulmitglieder weiterhin aktiv gegen diskriminierung und Rassismus zu sein.
Stadtrundgang in Kooperation mit der VHS Darmstadt zum Thema Widerstand und Bürgerrechtsbewegung
Erneut bot der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma den Stadtrundgang zum Thema Widerstand und Bürgerrechtsbewegung in Darmstadt an. Im Rahmen des Herbst-/Winterprogramms der Darmstädter VHS führte Leonie Zander am 04.10.2022 eine Gruppe von 20 Personen durch Darmstadt und beleuchtete Orte der Widerständigkeit. Was bedeutet Widerstand in einer Diktatur? Welche Spuren von Widerstand von Sinti in Darmstadt können wir heute noch finden? Ist Erinnern bereits eine Form des Widerstandes? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmenden bei schönstem Herbstwetter auf dem 2,5 stündigen Rundgang und lernten Darmstadt aus einer anderen Perspektive kennen.
Den Stadtrundgang zu Widerstand und Bürgerrechtsbewegung kann in der SiRo-App (siro-hessen.app) nachgelesen oder auch nachgelaufen werden.
Stadtrundgang zum Thema „Widerstand und Bürgerrechtsbewegung“ durch Darmstadt
Im Rahmen der jährlichen Veranstaltungen des Eberstädter Bündnisses gegen Antiziganismus bot der Hessische Landesverband am 27.09.22 einen Stadtrundgang zum Thema Widerstand und Bürgerrechtsbewegung in Darmstadt an. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Leonie Zander und Alice Reitz, führten eine Gruppe von 10 Personen an Orte des Widerstands gegen Verfolgung und Deportation. Dabei wurden verschiedene Biographien wie die von Oskar und Vinzenz Rose sowie Heinrich K. beleuchtet, die in unterschiedlichster Weise widerständig agierten. Zudem begab sich die Gruppe an Orte, die für die beginnenden Bürgerrechtsbewegung in den 1970er und 1980er Jahren von Bedeutung waren. Die Teilnehmenden zeigten sich interessiert und stellten viele Fragen.
Der Rundgang wird kommenden Dienstag, den 04.10.22 nochmals in Kooperation mit der VHS Darmstadt angeboten und ist bereits ausgebucht. Der Landesverband freut sich über das rege Interesse an der lokalen Geschichte von Sinti und Roma in Darmstadt.
Die Informationen zu den Rundgängen können auch individuell über die App siro-hessen.app abgerufen werden.
80 Jahre — Gedenken an die Deportationen aus Darmstadt
Die Initiative Gedenkort Güterbahnhof Darmstadt lud am Sonntag den 25.09.2022 zum Gedenken an die vor 80 Jahren aus Darmstadt deportierten Juden und Jüdinnen sowie Sinti ein. Trotz Regen versammelten sich am Sonntagvormittag rund 30 Personen am Denkzeichen Güterbahnhof. Romano Strauß (Vorstand Landesverband) und Maria Strauß (Mitglied Landesverband) vertraten den Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma mit einem Grußwort. Zudem sprachen Renate Dreesen für die Initiative Denkzeichen Güterbahnhof, die Vizepräsidentin des hessischen Landtags, Heike Hofmann sowie Stadtrat Michael Kolmer. Für einen musikalisch stimmungsvollen Rahmen sorgte Irith Gabriely an der Klarinette.
Die Initiative bestehend aus dem Arbeitskreis ehemalige Synagoge Pfungstadt e.V., der Darmstädter Geschichtswerkstatt e.V., der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Darmstadt, der GEW Stadtverband Darmstadt, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregime — Bund der Antifaschisten Starkenburg, der Wissenschaftsstadt Darmstadt sowie der Jüdischen Gemeinde Darmstadt veranstalten jährlich eine Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die 1942 und 1943 aus Darmstadt deportierten Menschen. Unter ihnen auch viele Darmstädter*innen. Sie wurden in die Konzentrations- und Vernichtungslager in Polen verschleppt. Die meisten überlebten dies nicht.
Europaabgeordneter Romeo Franz spricht in Darmstadt zur Situation von Roma im Zuge des Krieges in der Ukraine
Das Eberstädter Bündnis gegen Antiziganismus setzte in diesem Jahr den Fokus auf den Krieg in der Ukraine. So freute es die Mitglieder des Bündnisses, dass Romeo Franz, Europaabgeordneter von Bündnis 90/ DIE GRÜNEN, Bürgerrechtler und ehemaliger Vorstand der Hildegard Langrenne Stiftung, für den 23.09.2022 nach Darmstadt Eberstadt kam.
Romeo Franz sprach in seinem Vortrag im Ernst-Ludwig-Saal über die Situation von Roma im Zuge des Krieges in der Ukraine und zeigte eindrücklich, wie sich die Situation von Roma zunehmend verschlechtert. Dabei berichtete Romeo Franz von seiner Reise in die Ukraine vor wenigen Wochen, die er zusammen mit Mehmet Daimagüler, Beauftragter der Bundesregierung gegen Antiziganismus und Daniel Strauß, Geschäftsführer von RomnoKher antrat.
Im Anschluss an den Vortrag kam es zu einer angeregten Diskussion zwischen den Teilnehmenden.
Das Eberstädter Bündnis gegen Antiziganismus ist ein lokales Bündnis aus verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und Einzelpersonen, welches sich für die Aufklärung über Antiziganismus einsetzt. Bereits das vierte Jahr in Folge organisisert das Bündnis Veranstaltungen zum Thema.
Workshop zur Bildungssituation von Sinti und Roma im Rahmen der Tagung „Vielfalt bildet! Rassimus- und diskriminierungskritische Bildung in Praxis und Diskurs“
Als enger Kooperationspartner des Projekts „Vielfalt bildet!“ war der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma an der Organisation und Durchführung der Tagung „Vielfalt bildet! Rassismus- und diskriminierungskritische Bildung in Praxis und Diskurs“ am 16. und 17. September im Schader Forum beteiligt.
Die Tagung hatte zum Ziel wissenschaftliche sowie außeruniversitäre und insbesondere aktivistische Perspektiven zu verbinden. Neben den Themen Rassismus und Antisemitismus sollte der Themenkomplex Antiziganismus eine zentrale Rolle einnehmen. Dr. Katharina Rhein vom Hessischen Landesverband thematisierte in ihrem Workshop die Bildungssituation von Sinti und Roma. Die anschließende Diskussionsrunde moderierte Dr. Olga Zitzelsberger von der TU Darmstadt. So hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit Rückfragen zu stellen und in den Austausch zu treten. Mit insgesamt 170 Teilnehmenden war die Tagung ein Erfolg und bot viele Möglichekeiten zur Vernetzung.