Im Gedenken an Anna Mettbach

Nachruf

Darm­stadt, den 24.11.2015

Wir trauern um Anna Met­tbach, die am ver­gan­genen Mon­tag im Alter von 89 Jahren von uns gegan­gen ist.

Anna_Mettbach_Bundesverdienstkreuz
Anna Met­tbach mit Hes­sens Min­is­ter­präsi­dent Volk­er Bouffi­er und dem Vor­sitzen­den des Lan­desver­ban­des Adam Strauß bei der Ver­lei­hung des Bun­desver­di­en­stkreuzes 2012

Anna Met­tbach wurde 1926 in Ulfa (Wet­ter­au) geboren und 1942 als Sechzehn­jährige von Schwe­in­furt aus nach Auschwitz ver­schleppt. 1944 wurde sie in das Konzen­tra­tionslager Ravens­brück ver­bracht und musste bei Siemens in Wolken­burg (Sach­sen) Zwangsar­beit leis­ten. Kurz vor Kriegsende wurde sie auf einen Todes­marsch in das Konzen­tra­tionslager Dachau geschickt.

Zu den unmen­schlichen Grausamkeit­en, die ihr und ihrer Fam­i­lie ange­tan wur­den, schwieg sie lange Zeit. Der Völk­er­mord an den Sin­ti und Roma wurde in der Nachkriegszeit ver­leugnet, ver­tuscht und gerecht­fer­tigt. So lehnte etwa Anna Met­tbachs Krankenkasse die von ihr beantragte Kostenüber­nahme für die Ent­fer­nung der in Auschwitz ein­tä­towierten Häftlingsnum­mer mit der Begrün­dung ab, es würde sich um eine Schön­heit­sop­er­a­tion han­deln.

Als sich Anfang der Neun­ziger Jahre aus­län­der­feindliche Stim­mung bre­it­machte und Asyl­be­wer­ber ermordet wur­den, sah es Anna Met­tbach als ihre Pflicht an, vor jun­gen Men­schen über ihre Erleb­nisse zu sprechen, um dem erneuten Aufkom­men eines Faschis­mus ent­ge­gen­zuwirken.

Über viele Jahre hat unser Ver­band mit Anna Met­tbach in vielfach­er Hin­sicht zusam­mengear­beit­et, bei der Aufk­lärungsar­beit in Schulen und auch auf Gedenkver­anstal­tun­gen. Die Zeitzeu­gen­filme, die der Ver­band mit ihr erstellt hat, wur­den an alle Schulen in Süd­hessen ver­schickt. Als eine der weni­gen Über­leben­den hat sie ihre Lebens- und Lei­dens­geschichte in Zusam­me­nar­beit mit dem Mitar­beit­er des Lan­desver­bands Josef Behringer in einem Buch veröf­fentlicht.

Für ihre Bürg­er­recht­sar­beit ist Anna Met­tbach mit dem Bun­desver­di­en­stkreuz und 2012 auch mit der Hed­wig-Burkheim-Medaille der Uni­ver­sitätsstadt Gießen aus­geze­ich­net wor­den. Anlässlich der Ver­lei­hung sagte sie: „So lange ich Atem habe, werde ich meine Stimme erheben für die, die keine Stimme mehr haben, die man im Gas erstickt hat, darunter auch meine Geschwis­ter, meine Fam­i­lie und meine Fre­unde.“

Unser Ver­band wird Anna Met­tbachs Andenken in großer Dankbarkeit bewahren.

Bildungsförderung für Sinti und Roma

Der Lan­desvor­sitzende informiert darüber, dass es bei der von unseren Men­schen gegrün­de­ten Hilde­gard Lagrenne Stiftung die Möglichkeit gibt, eine Förderung für Bil­dung zu beantra­gen. Alle Sin­ti und alle Roma kön­nen bei der Stiftung Zuschüsse zu Aus­bil­dung, Fort­bil­dung und Weit­er­bil­dung und zur Stu­di­en­vor­bere­itung erhal­ten. Wenn ihr euch an die Stiftung wen­det, kann sie nach passenden Stipen­di­en­pro­gram­men suchen und euch bei diesem Antrag unter­stützen. Die Stiftung kann auch selb­st Stipen­di­en vergeben.

Für weit­ere Fra­gen wen­det euch bitte an die Hilde­gard-Lagrenne-Stiftung.

Parlamentarischer Abend

Am 21. Sep­tem­ber fand der Par­la­men­tarische Abend 2015 im Hes­sis­chen Land­tag statt. Für den Ver­band nahm der Vor­sitzende Adam Strauß teil. Mit den Vertreterin­nen und Vertretern der Land­tags­frak­tio­nen und der Lan­desregierung hat sich der Vor­sitzende zu ver­schiede­nen aktuellen The­men und Anliegen aus­ge­tauscht.

Unser Landesvorsitzender Adam Strauß mit Hessens Innenminister Peter Beuth
Adam Strauß mit Hes­sens Innen­min­is­ter Peter Beuth

Umfrage zu Diskriminierung

Heute startet die bis­lang größte Umfrage zu Diskri­m­inierun­gen, die es bish­er in Deutsch­land gegeben hat.

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Bild: Antidiskri­m­inierungsstelle des Bun­des

Jede in Deutsch­land lebende Per­son kann sich online an der Umfrage der Antidiskri­m­inierungsstelle des Bun­des (ADS) beteili­gen: zur Umfrage

Radio hören gegen Rassismus

Radio Darm­stadt hat im Rah­men sein­er Sendungsrei­he “Gegen das Vergessen” zwei Sendun­gen zum gesellschaftlichen Antizigan­is­mus pro­duziert.

Bild: Radio Darmstadt
Bild: Radio Darm­stadt

Die erste der bei­den Sendun­gen wurde am 24. August  erstaus­ges­trahlt. Die Redak­teure haben antizigan­is­tis­che Gesänge bei der Auf­stiegs­feier des SV Darm­stadt 98 zum Anlass genom­men, sich mit Antizigan­is­mus im all­ge­meinen, aber auch mit Ras­sis­mus in Sta­di­en zu beschäfti­gen.

Neben dem Wis­senschaftler Dr. Udo Eng­bring-Romang und dem Darm­städter Ober­bürg­er­meis­ter Jochen Partsch kommt auch Rinal­do Strauß vom Lan­desver­band in dem Beitrag zu Wort.

Der Beitrag kann hier nachge­hört wer­den (Sendung vom 24.08.2015)

Weit­ere Infor­ma­tio­nen zur Sendung find­en Sie hier.

Unterstützung für Mieter in Bad Hersfeld

Der Lan­desver­band unter­stützt Mieter in Bad Hers­feld, die zu unser­er Min­der­heit gehören. Mit teils schw­er­wiegen­den baulichen Män­geln wur­den sie über Jahre von ihrer Ver­mi­eterin, der Stadt Bad Hers­feld, im Regen ste­hen gelassen. Nach­dem sich die Mieter bei uns gemeldet hat­ten, haben wir am 23. Juli 2015 gemein­sam mit ihnen sowie Vertretern der Woh­nungs­baugenossen­schaft und der Stadt eine Orts­besich­ti­gung unter­nom­men und dabei die Män­gel aufgenom­men. So müssen bspw. Wege geplas­tert und Grund­stücke entwässert wer­den. Die Besei­t­i­gung der Män­gel wird jet­zt zum Teil vom Eigen­tümer, zum Teil von der Ver­mi­eterin über­nom­men. Wir wer­den weit­er­hin die Ver­ant­wortlichen dazu anhal­ten, die Män­gel zeit­nah und gründlich auszubessern. Die Ange­höri­gen unser­er Min­der­heit dür­fen nicht als Mieter zweit­er Klasse behan­delt wer­den, son­dern haben die gle­ichen Rechte und Pflicht­en wie andere Deutsche auch.

Hessischer Friedenspreis

Verleihung_PreisAls Vertreter des Lan­desver­bands nahm Rinal­do Strauß an der Ver­lei­hung des Hes­sis­chen Frieden­spreis am Fre­itag, dem 17. Juli, im Musik­saal des Hes­sis­chen Land­tags teil. Mit dem Preis wurde das Engage­ment der rus­sis­chen Frieden­skak­tivistin Ella Mikhaylov­na Polyako­va gewürdigt, die die Vor­sitzende der “Sol­daten­müt­ter von St. Peters­burg” ist.

Projektschultag gegen Menschenfeindlichkeit

Am 6. Juli 2015 nahm der Ver­band am “Tag der Vielfalt” an der Alfred-Delp-Schule in Dieburg teil, bei dem Vertreter ver­schieden­er gesellschaftlichen Grup­pen zu den The­men Aus­gren­zung, Diskri­m­inierung und Ras­sis­mus sprachen.

1_DSCN0341Für den Lan­desver­band nahm Rinal­do Strauß teil, der den Schü­lerin­nen und Schülern die Geschichte und Gegen­wart der deutschen Sin­ti und Roma näher­brachte. Er und sein Mitar­beit­er Malte Clausen stell­ten die Arbeit des Lan­desver­bands vor und disku­tierten mit den Teil­nehmenden über Antizigan­is­mus und grup­pen­be­zo­gene Men­schen­feindlichkeit im All­ge­meinen.

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Gedenkfahrt nach Dachau

GruppenbildAm 13. Juni haben Darm­städter Sin­ti eine Gedenk­fahrt in das ehe­ma­lige Konzen­tra­tionslager Dachau unter­nom­men. Dort wur­den über 200.000 Men­schen unter grausam­sten Bedin­gun­gen gefan­gen gehal­ten und über 40.000 Men­schen ermordet. Unter den Gefan­genen waren auch enge Ange­hörige der teilnEingangssteinehmenden Sin­ti.

Für die Jugendlichen, die auch an der Bus­reiseteil­nah­men, war es eine inter­es­sante und lehrre­iche Erfahrung. Ein Experte für das The­ma NS-Ver­fol­gung von Sin­ti und Roma führte die Gruppe durch das ehe­ma­lige Konzen­tra­tionslager.

Krematorium_Außen

Eine Teil­nehmerin sagte:

Wenn ich den großen Schorn­stein auf dem Dach sehe, kann ich nicht ver­ste­hen, dass sowas möglich war und kein­er was gewusst haben will.

Krematorium_Innen

GedenksteinDer Lan­desver­band hat die Gedenk­fahrt in Koop­er­a­tion mit der Hes­sis­chen Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung unter­stützt.