Der Landesverband trauert um Spinetta Weimer, die am 21. August 2019 nach kurzer schwerer Leidenszeit verstorben ist.
Geboren wurde Spinetta Weimer als Spinetta Laubinger am 22.03.1933 im westfälischen Attendorn. Sie war das älteste von fünf Kindern. In Attendorn verbrachte sie ihre ersten 9 Lebensjahre in einer liebevollen Familie.
Wenige Wochen vor ihrem 10. Geburtstag wurde sie gemeinsam mit ihren 4 Geschwisterkindern und ihrer Mutter nach Auschwitz deportiert. Ihre vier Geschwister Valentin, Olivia, Gerlinda und Christine wurden alle in Auschwitz ermordet. 1944 wurden Spinetta und ihre Mutter von Auschwitz zunächst in das Konzentrationslager Ravensbrück und von dort aus in das KZ Bergen-Belsen verbracht. In Bergen-Belsen wurden sie am 15. April 1945 von der britischen Armee befreit. Gemeinsam kamen sie im Mai 1945 nach Wiesbaden.
Die Mutter starb mit nur 48 Jahren im Jahr 1963, weil sie ohne ihre ermordeten Kinder keinen Lebenswillen mehr hatte. Sie war tief verbittert von den Behörden in der Nachkriegszeit, die das begangene Unrecht abstritten und verharmlosten. So argumentierte etwa eine Entschädigungsbehörde 1951, dass Spinetta Laubinger und ihre Geschwister aufgrund von „Asozialität“ deportiert worden seien.
Spinetta Laubinger heiratete am 11. Januar 1957 ihren Mann Wilhelm Weimer; mit ihm bekam sie drei Kinder: eine Tochter und zwei Söhne. Ihre größte Freude war ihr Enkel, seine Frau und ihr im Herbst 2017 geborener Urenkel. Ihr Ehemann verstarb bereits 2007, nur zwei Tage nach ihrer Goldenen Hochzeit.
Spinetta Weimers Tochter berichtet, dass die grausamen Erfahrungen während der Verfolgung das Leben ihrer Mutter sehr geprägt haben. So war es für sie nicht möglich, in geschlossenen Räumen zu sein. In ihrem Zuhause gab es nur die Eingangstür und die Tür zum Badezimmer, die geschlossen werden durften.
Im Zeitzeugeninterview, das der Mitarbeiter des Landesverbandes Josef Behringer Anfang der 2000er Jahre mit Spinetta Weimer führte und das der Landesverband in dem Buch „Flucht Internierung Deportation Vernichtung“ veröffentlicht hat, sagte sie: Ich habe viel erlebt, aber ich denke nach wie vor positiv. Die Kinder und Jugendlichen sind doch nicht für die Vergangenheit verantwortlich zu machen, und ich hoffe, dass sie meine Geschichte und die Geschichte meiner Familie und die Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma nicht vergessen werden.