Neues Zeitzeuginneninterview: Agathe Schwab

Neues Zeitzeuginneninterview: Agathe Schwab

Wir freuen uns, dass der Lan­desver­band Agathe Schwab zu einem Inter­view tre­f­fen kon­nte.

1934 in Dort­mund geboren und in Stet­tin aufgewach­sen, berichtet Agathe Schwab in diesem Zeitzeug­in­nen­in­ter­view von ihrem Leben und den schreck­lichen Erfahrun­gen im Nation­al­sozial­is­mus. Sie erzählt von ihrer Kind­heit, die schon früh von Diskri­m­inierung und Schikane durch die Nation­al­sozial­is­ten geprägt war. Die Fam­i­lie wurde in ein Arbeit­slager im beset­zten Polen deportiert, wo sie in beengten Barack­en unter katas­trophalen Bedin­gun­gen leben mussten. Schon als Kinder leis­teten sie und ihre Geschwis­ter dort Zwangsar­beit, lit­ten unter Hunger und erlebte täglich Gewalt im Lager. Zwei Jahre lang war ihre Fam­i­lie im Arbeit­slager einges­per­rt, bevor sie befre­it wur­den. Agath­es Geschichte ist eine ein­drucksvolle Erin­nerung an die Grausamkeit­en der sys­tem­a­tis­chen Ver­fol­gung im Nation­al­sozial­is­mus und an die trau­ma­tis­chen Auswirkun­gen, welche die Über­leben­den ein Leben lang begleit­en. Doch sie hat sich ins Leben zurück gekämpft.

Das Video ist in Koop­er­a­tion mit der Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung ent­standen.

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Gedenkveranstaltungen an die Märzdeportationen 1943

In diesem Monat fan­den die Gedenkver­anstal­tun­gen für die Märzde­por­ta­tio­nen in Hes­sen statt. Im März 1943 ord­nete Hein­rich Himm­ler die Depor­ta­tion aller im Reich verbliebe­nen Sin­ti und Roma, die als “Zige­uner” gal­ten, nach Auschwitz-Birke­nau an. Nur etwa 20–30 % der Deportierten kehrten zurück, da die Depor­ta­tion oft mit der Ver­nich­tung ein­herg­ing. Die weni­gen Über­leben­den fan­den in der Regel ihren Weg zurück zu ihren Heimat­stät­ten und Gemein­den. Ins­ge­samt wur­den ca. 500.000 Sin­ti und Roma ermordet.

In ver­schiede­nen hes­sis­chen Städten wur­den Gedenkver­anstal­tun­gen organ­isiert, um der Deportierten zu gedenken. Diese Ver­anstal­tun­gen fan­den in Zusam­me­nar­beit mit den jew­eili­gen Städten statt und umfassten unter anderem die Städte Wies­baden, Darm­stadt, Gießen, Mar­burg und Hanau. Gemein­sam erin­nerten wir an die Opfer und set­zten ein Zeichen gegen das Vergessen.

Wiesbaden

Am 8. März fand in Wies­baden eine Gedenkver­anstal­tung am Mah­n­mal in der Bahn­hof­s­traße statt. Ober­bürg­er­meis­ter Gert-Uwe Mende hielt eine Rede. Für den Ver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma Lan­desver­band Hes­sen sprach Rinal­do Strauß, der stel­lvertre­tende Geschäfts­führer. Auch Vertreter der Kirchen hiel­ten eine Ansprache. Musikalisch wurde das Gedenken von June Heilig und Sergej Hart­mann begleit­et.


Darmstadt

Die Gedenkver­anstal­tung am 16. März fand am Güter­bahn­hof statt. Gemein­sam mit der Stadt Darm­stadt, dem Lan­desver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma, der Jüdis­chen Gemeinde und der Ini­tia­tive Denkze­ichen Güter­bahn­hof wurde der deportierten Darm­städter Sin­ti und Roma sowie Juden gedacht. Ober­bürg­er­meis­ter Han­no Benz sprach für die Stadt Darm­stadt. Als Vertreterin des Lan­desver­ban­des hielt Maria Strauß eine Rede, und Daniel Neu­mann gab für die jüdis­che Gemeinde Darm­stadt eine Ansprache. Musik gab es von Mar­tin Landzettel.


Gießen

Am 16. März fand zeit­gle­ich in Gießen eine Gedenkver­anstal­tung im Rathaus statt, die von Ober­bürg­er­meis­ter Frank-Tilo Bech­er eröffnet wurde. Rinal­do Strauß, Stel­lv. Geschäfts­führer Ver­bands Deutsch­er Sin­ti und Roma LV Hes­sen, hielt eine Gedenkrede. Mehmet Daimagüler, Antizigan­is­mus­beauf­tragter der Bun­desregierung, sprach eine bewe­gende Ansprache. Im Anschluss daran ver­sam­melten sich die Teil­nehmer am Mah­n­mal am Berlin­er Platz, wo eine Kranznieder­legung stat­tfand. Während dieser Zer­e­monie wur­den die Namen der Opfer ver­lesen, was von Ober­bürg­er­meis­ter Frank-Tilo Bech­er durchge­führt wurde. Zudem wurde ein Gebet der katholis­chen und evan­ge­lis­chen Kirche gesprochen. Die musikalis­che Begleitung wurde von June Heilig an der Vio­line und seinem Vater Sergej Hart­mann am Klavier darge­boten.


Marburg

Am 22. März fand die Gedenkver­anstal­tung am ehe­ma­li­gen Lan­drat­samt, dem heuti­gen Bauamt, in Mar­burg statt. Ober­bürg­er­meis­ter Dr. Spies hielt eine Rede, in der er auch auf die aktuelle Sit­u­a­tion aufmerk­sam machte. Für den Ver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma sprach das Vor­standsmit­glied Fati­ma Stieb. Die Namen aller 78 Mar­burg­er, die am 23. März 1943 deportiert wur­den, wur­den vom Kinder- und Jugend­par­la­ment vorge­le­sen. Im Anschluss an die Gedenkver­anstal­tung wurde im Mar­burg­er Capi­tol der Film “Wes­ley schwimmt” von Adri­an Oeser gezeigt.


Hanau

Die Gedenkver­anstal­tung in Hanau am 23. März am Rathaus wurde durch eine Gedenkrede von Maria Strauß, der Vertreterin des Ver­bands Deutsch­er Sin­ti und Roma Lan­desver­band Hes­sen, sowie durch eine gemein­same Kranznieder­legung mit Bürg­er­meis­ter Max­i­m­il­ian Bieri gestal­tet.

Ausstellungseröffnung in Dietzenbach

Am 3. Feb­ru­ar 2025 wurde unsere Ausstel­lung “Der Weg der Sin­ti und Roma” im Foy­er des Kreishaus­es in Diet­zen­bach eröffnet. Nach ein­er musikalis­chen Ein­leitung fol­gte die Begrüßung durch Alexan­der Böhn, Kreis­beige­ord­neter des Kreis­es Offen­bach. Pfar­rerin San­dra Scholz vom Evan­ge­lis­chen Dekanat Dreie­ich-Rodgau und Brigitte Huhn-Kiele, Vor­sitzende des Vere­ins „Zusam­men­leben der Kul­turen in Diet­zen­bach“, stell­ten die ver­schiede­nen Kooperationspartner*innen vor und beton­ten die Wichtigkeit der Ausstel­lung als Beitrag zur Bekämp­fung von Vorurteilen und Diskri­m­inierung.

Nach einem Gruß­wort von Pfar­rerin Bir­git Schlegel, stel­lvertre­tende Dekanin des evan­ge­lis­chen Dekanats Dreie­ich-Rodgau, sprach auch der stel­lvertre­tende Geschäfts­führer des Lan­desver­bands, Rinal­do Strauß, einige ein­lei­t­ende Worte zur Ausstel­lung. Auch betonte er, dass es in der aktuellen poli­tis­chen Lage wichtig sei, dass sich Men­schen und Insti­tu­tio­nen klar gegen Ras­sis­mus und Antizigan­is­mus posi­tion­ieren. Mit Ver­anstal­tun­gen wie dieser werde ein Zeichen der Sol­i­dar­ität für Men­schen geset­zt, die Diskri­m­inierung erfahren.

Zum Abschluss der Eröff­nungs­feier führte Fati­ma Stieb, Bil­dungsref­er­entin des Lan­desver­bands, die Besucher*innen durch die Ausstel­lung und erläuterte anschaulich die his­torischen Zusam­men­hänge und die Auswirkun­gen von jahrhun­derteal­ten vorurteils­be­hafteten Bilder auf Sin­ti und Roma.

In der gle­ichen Woche gaben Mitar­bei­t­erin­nen des Lan­desver­bands einen Work­shop für inter­essierte Schüler*innen aus dem Ort und bilde­ten sie dazu aus, ihre Mitschüler*innen in der darauf fol­gen­den Woche selb­st durch die Ausstel­lung zu führen.

Gerne kön­nen Sie noch bis zum 20. Feb­ru­ar unsere Ausstel­lung im Kreishaus Diet­zen­bach besuchen.

Gedenken anlässlich des 27. Januars — „Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“

Anlässlich des inter­na­tionalen „Tag des Gedenkens an die Opfer des Holo­caust“ am 27. Jan­u­ar fan­den in ver­schiede­nen hes­sis­chen Städten Gedenkver­anstal­tun­gen statt, die an die Ver­brechen des nation­al­sozial­is­tis­chen Regimes und die Opfer des Völk­er­mords erin­nerten. Auch der Lan­desver­band war auf eini­gen dieser Gedenkver­anstal­tun­gen vertreten.

Bere­its am 19. Jan­u­ar gedachte die Jüdis­che Gemeinde Frank­furt am Main dem 80. Jahrestags der Befreiung mit ein­er ganztägi­gen Gesprächs- und Erin­nerungsver­anstal­tung. Geladen waren hochrangige Gäste aus Poli­tik, Wirtschaft, Kirche, Kul­tur und Stadt­ge­sellschaft, darunter auch Bun­deskan­zler Olaf Scholz und Innen­min­is­terin Nan­cy Faeser.

In Darm­stadt fand am 27. Jan­u­ar die offizielle Gedenkver­anstal­tung der Stadt in der Cen­tral­sta­tion statt. Ober­bürg­er­meis­ter Han­no Benz erin­nerte an die Darm­städter Jüdin­nen und Juden sowie Sin­ti und Roma, die den Depor­ta­tio­nen und dem Völk­er­mord der Nation­al­sozial­is­ten zum Opfer fie­len. Am Denkze­ichen Güter­bahn­hof wurde außer­dem ein Gedenkkranz niedergelegt.

Auf der Gedenkver­anstal­tung in Kas­sel fand auf dem Jüdis­chen Fried­hof eine Kranznieder­legung statt. Ober­bürg­er­meis­ter Sven Schoeller gedachte in einem Gruß­wort den Kassler Jüdin­nen und Juden. Mitar­bei­t­erin­nen des Stadtarchivs tru­gen mit Schilderun­gen der Schick­sale jüdis­ch­er Fam­i­lien aus Kas­sel zum Gedenken bei.

In Bad Arolsen rief Min­is­ter­präsi­dent Boris Rhein bei ein­er zen­tralen Gedenkver­anstal­tung dazu auf, dem Hass gegen Jüdin­nen und Juden entsch­ieden zu begeg­nen. Auch die Hes­sis­che Land­tagspräsi­dentin Astrid Wall­mann sprach ein Gruß­wort.

Am Abend ver­anstal­tete der AStA der TU Darm­stadt eine Gedenkver­anstal­tung, an welch­er neben Prof. Dr. Alfred Jaco­by des Lan­desver­bands der Jüdis­chen Gemein­den in Hes­sen und Prof. Dr. Ben­jamin Ort­mey­er, ehe­ma­liger Leit­er der Forschungsstelle NS-Päd­a­gogik der Uni­ver­sität Frank­furt, auch Rinal­do Strauß einen Vor­trag zum The­ma „“Die zweite Schuld — Zur Kon­ti­nu­ität des Antizigan­is­mus nach dem Nation­al­sozial­is­mus” hielt. Er sprach über die Geschichte des Antizigan­is­mus und die anhal­tende Diskri­m­inierung  von Sin­ti und Roma, die auch nach dem Ende des Nation­al­sozial­is­mus fortbe­stand und bis heute in ver­schiedene gesellschaftliche Bere­iche nach­wirkt.

Pressemitteilung zum 27. Januar –Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus


Am 27. Jan­u­ar 2025 jährt sich die Befreiung des Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslagers Auschwitz zum 80. Mal. An diesem Tag im Jahr 1945 befre­it­en sow­jetis­che Sol­dat­en die über­leben­den Gefan­genen des Ver­nich­tungslagers im von Nazi-Deutsch­land beset­zten Polen. Bis heute ist Auschwitz das Syn­onym für den Völk­er­mord an Mil­lio­nen europäis­ch­er Juden sowie Sin­ti und Roma. Mehr als eine Mil­lion Men­schen wur­den in Auschwitz ermordet, darunter auch viele andere vom NS-Regime ver­fol­gte Grup­pen. Der Lan­desver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma erin­nert heute all diesen Opfern des Nation­al­sozial­is­mus sowie jenen, die Wider­stand gegen diesen leis­teten.

Adam Strauß, Vor­sitzen­der des Lan­desver­bands, macht deut­lich:
„Auschwitz ist für mich mehr als nur Geschichte. Es ist auch eine Erin­nerung an meine Ver­wandten, denen die Nazis ihre Rechte und ihr Leben genom­men haben. Darunter auch meine Groß­mut­ter, Onkels, Tan­ten, Cousins und Cousi­nen.“

Das Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslager Auschwitz mit seinen ins­ge­samt drei Lager­bere­ichen war das größte und mit dem höch­sten tech­nis­chen Aufwand betriebene Lager des nation­al­sozial­is­tis­chen Regimes. In Auschwitz-Birke­nau bestand von Feb­ru­ar 1943 bis August 1944 das soge­nan­nte „Zige­unerlager“. Nach Infor­ma­tio­nen der Gedenkstätte Auschwitz star­ben die meis­ten der ca. 23.000 nach Auschwitz deportierten Sin­ti und Roma an Hunger, Krankheit­en, Mis­shand­lun­gen, medi­zinis­chen Exper­i­menten oder in den Gaskam­mern. Ins­ge­samt fie­len ca. 500.000 Sin­ti und Roma dem Rassen­wahn der Nation­al­sozial­is­ten und dem an ihnen sys­tem­a­tisch geplanten Völk­er­mord zum Opfer.
Auf die Frage, warum Gedenken auch nach 80 Jahren noch immer so wichtig ist, antwortet Fati­ma Stieb, Mit­glied des Vor­stands des Ver­bands Deutsch­er Sin­ti und Roma:

„Weil die Gewalt, die Unmen­schlichkeit und die Mil­lio­nen Toten auch heute noch immer wieder miss­braucht, rel­a­tiviert und geleugnet wer­den. Wir schulden den Opfern des Völk­er­mords unser Gedenken.“

Damit spielt Fati­ma Stieb auch auf die immer weit­er zunehmenden Erfolge rechter Parteien in deutschen Par­la­menten an. Auch 80 Jahre nach dem Nation­al­sozial­is­mus sitzt wieder eine Partei im Deutschen Bun­destag, die Ras­sis­mus, Antizigan­is­mus und Anti­semitismus ver­tritt. Daher wollen wir immer wieder gemein­sam erin­nern, um ein Zeichen gegen das Vergessen zu set­zen und damit eine demokratis­che Brand­mauer gegen Faschis­mus und Nation­al­is­mus zu sein.

Podiumsgespräch vom 11.12.2024 in Gießen

Unter dem Mot­to “Hin­ter­fra­gen- Sin­ti und Roma- eine Min­der­heit zwis­chen Ver­fol­gung und Selb­st­bes­tim­mung” wurde am 11.12.24 ein Vor­trag von Francesco Arman, Mag­is­tratsmit­glied der Stadt Gießen, gehal­ten mit anschließen­der Podi­ums­diskus­sion, bei der Rinal­do Strauß, stel­lv. Geschäfts­führer des Lan­desver­ban­des Deutsch­er Sin­ti und Roma Hes­sen, teil­nahm. Etwa 60 Zuschauer haben sich an diesem Abend im Netanya-Saal im Alten Schloss am Brand­platz einge­fun­den.

Pressemitteilung

Antizigan­is­tis­che Schmier­ereien an der Gedenk­tafel Krup­p­straße in Frank­furt
In der let­zten Woche wurde die Gedenk­tafel für die während des Nation­al­sozial­is­mus inter-
nierten Sin­ti und Roma im Zwangslager Krup­p­straße in Frank­furt antizigan­is­tisch beschmiert.
Diese Tat ist sowohl ein Angriff auf die Erin­nerung an die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus, als
auch ein Angriff auf die grundle­gen­den Werte ein­er Demokratie, wie Gle­ich­heit, Tol­er­anz
und Men­schen­würde.


Die Frank­furter Bürg­er­meis­terin Dr. Nargess Eskan­dari-Grün­berg bezieht Stel­lung:
„In den ver­gan­genen Wochen ist dies ein weit­er­er Vor­fall mit Schmier­ereien an einem Ge-
denko­rt in Frank­furt. Wir als Stadt verurteilen diese Ver­schan­delung von diesem so wichti­gen
Ort und hof­fen, dass die Ver­ant­wortlichen gefun­den wer­den. Es ist auch ein Ort, an dem auf-
grund starken bürg­er­schaftlichen Engage­ments eine Gedenk­tafel aufgestellt wurde — umso
wichtiger ist die Aufar­beitung solch­er Vor­fälle.“

Die Gedenk­tafel an der U‑Bahn-Sta­tion Krup­p­straße wurde im Jahr 1994 auf Ini­tia­tive des
Hes­sis­chen Lan­desver­bands Deutsch­er Sin­ti und Roma in der Krup­p­straße ange­bracht. Sie
soll die Öffentlichkeit an das nahe gele­gene ehe­ma­lige Zwangslager und die vor Ort begange-
nen Ver­brechen erin­nern und mah­nen.


Rinal­do Strauß, stel­lvertre­tender Geschäfts­führer des Hes­sis­chen Lan­desver­ban­des Deutsch­er
Sin­ti und Roma, verurteilt die Tat:
„Der Rechtsstaat muss dafür Sorge tra­gen, dass die Ver­ant­wortlichen zur Rechen­schaft gezo-
gen wer­den. Dies ist er den Opfern des Völk­er­mordes schuldig. Meine Mut­ter war selb­st im
Lager in der Krup­p­straße interniert und es schmerzt mich daher beson­ders, dass es noch im-
mer Men­schen gibt, die das Leid und den Schmerz der Opfer und deren Nach­fahren recht­fer­ti-
gen und ver­harm­losen.“


Diese Tat rei­ht sich ein in eine Serie von Beschädi­gun­gen und Beschmutzun­gen von Orten
der Erin­nerung mit antizigan­is­tis­chem Motiv. Bere­its im let­zten Jahr wurde eine Skulp­tur aus
Holz und Met­all, die an das Zwangslager in der Krup­p­straße erin­nert, von Unbekan­nten um-
gewor­fen. Erst vor zwei Wochen kam es auf dem Darm­städter Wald­fried­hof zu Ver­wüs­tun-
gen mehrerer Grab­stellen von u.a. Gräbern Über­leben­der des Völk­er­mords und deren Nach-
fahren. Aber nicht nur in Hes­sen, son­dern auch in anderen Bun­deslän­dern kommt es immer
wieder zu Vor­fällen dieser Art. So wurde im Mai in Flens­burg ein Mah­n­mal demoliert, wel-
ches der Zwang­sum­sied­lung und Depor­ta­tion der Flens­burg­er Sin­ti und Roma während des
NS gedenkt.


Solche Vor­fälle sind Aus­druck eines noch immer tief sitzen­den Antizigan­is­mus in der Gesell-
schaft. Sie verdeut­lichen die Notwendigkeit von Bil­dung und Aufk­lärung über das The­ma.
Joachim Bren­ner, Vor­stand des Fördervere­ins Roma e. V., macht deut­lich:
„1233 Vor­fälle sind für das Jahr 2023 von der Melde- und Infor­ma­tion­sstelle Antizigan­is­mus
doku­men­tiert wor­den. Die Hak­enkreuz Schmier­ereien im Iduna Zen­trum Göt­tin­gen, wo Roma
Flüchtlinge leben, rei­hen sich in die Schän­dung der Gedenkstät­ten und Mah­n­male, in die täg-
liche Ablehnung und Ver­ach­tung und schließlich in die Morde im Olympia Einkauf­szen­trum
in München und in Hanau ein. Der Schutz von Roma und Sin­ti ste­ht hier eben­so im Vorder-
grund, wie die Ver­fol­gung und Ahn­dung der Täter.“


Das städtis­che Zwangslager in der Krup­p­straße diente von 1942 bis 1945 der Internierung von
Sin­ti und Roma und löste damit das 1937 bis 1942 betriebene Zwangslager in der Diesel­straße
ab. Die Stadtver­wal­tung pfer­chte dort die in Frank­furt leben­den Sin­ti und Roma nach ras­sisti-
schen Kri­te­rien mit dem Ziel ein, sie let­ztlich ganz aus dem Stadt­ge­bi­et zu vertreiben. Später
wurde das Lager zu einem Sam­melort für ver­schieden­ste Men­schen aus dem gesamten Rhein-
Main-Gebi­et. Von den ca. 180 internierten Sin­ti und Roma im Lager wur­den mehr als die
Hälfte im März 1943 nach Auschwitz deportiert.


Der Hes­sis­che Lan­desver­band hat bere­its Anzeige erstat­tet. Die Melde- und Infor­ma­tion­ss­tel-
le Antizigan­is­mus Hes­sen (MIA Hes­sen), eine Koop­er­a­tion des Hes­sis­chen Lan­desver­ban­des
Deutsch­er Sin­ti und Roma und des Fördervere­in Roma zur Erfas­sung, Doku­men­ta­tion und
Auswer­tung antizigan­is­tis­ch­er Vor­fälle, hat den Fall zur Bear­beitung aufgenom­men. Die
Stadt Frank­furt hat Maß­nah­men ergrif­f­en, um die Schmier­erei zu ent­fer­nen. Zudem wird ein
Aufruf an die Bevölkerung gerichtet, Hin­weise auf mögliche Täter*innen bei der Polizei zu
melden.
Für weit­ere Infor­ma­tio­nen oder Rück­fra­gen wen­den Sie sich gerne an den Hes­sis­chen Lan-
desver­band:
Mail: verband@sinti-roma-hessen.de
Tel.: 06151–377740
Erre­ich­bar von Mo-Do 10–16 Uhr, Fr 10–14 Uhr

Gemeinsam gegen Antiziganismus- Sinti und Roma klären auf!

Vom 04.10–06.10.2024 fand unser Work­shop „Gemein­sam gegen Antizigan­is­mus- Sin­ti und Roma klären auf!“ in Rodgau statt. Neun Sin­tis aus Hes­sen und Ham­burg haben daran teilgenom­men, davon waren fünf jugendliche dabei. Das Woch­enende wurde mit Empow­er­ment und Aufk­lärung über Antizigan­is­mus gefüllt, aber auch anre­gende Diskus­sio­nen und Fra­gen wur­den beant­wortet. Ein Teil des Work­shops war auch unsere Ausstel­lung „Der Weg der Sin­ti und Roma“ von dem sie Teile erar­beit­et haben und zu Bildungsbotschafter/in aus­ge­bildet wur­den.

Auch Gas­tred­ner wur­den ein­ge­laden. Francesco Arman (Stad­trat Gießen) teilte mit uns seine Biografie und wie er als Sin­to auf dem zweit­en Bil­dungsweg zum Erfolg kam. Herr Alexan­der Diepolt (Geschäfts­führer der Hilde­gard-Lagrenne-Stiftung) war auch zu Besuch bei uns. Er berichtete uns welche Bil­dungsmöglichkeit­en gefördert wer­den kön­nten und von den Tätigkeit­en der HLS.

Alles in allem war es ein sehr gelun­gener Work­shop, bei dem viele eine Fort­set­zung sich wün­scht­en auf das wir natür­lich einge­hen wer­den.

Wir bedanken uns bei allen Teil­nehmern für ihr Inter­esse und Ver­trauen.