Im Rahmen des Darmstädter Gedenkjahres 2016 hat der Historiker Dr. Udo Engbring-Romang einen Vortrag anlässlich des 60. Jahrestags des rassistischen Urteils des Bundesgerichtshof 1956 gehalten. Das Urteil verwehrte teilweise Überlebenden des Völkermords eine Entschädigung für ihre Leiden in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten.
Stadträtin Iris Bachmann als Vertreterin der Wissenschaftsstadt Darmstadt und Rinaldo Strauß vom Landesverband hielten Grußworte.
„60 Jahre — Versagte Entschädigung der Sinti und Roma durch den Bundesgerichtshof“
Vom 20. bis zum 29. Mai war unser Verband mit der neuen mobilen Ausstellung “Der Weg der Sinti und Roma” auf dem Hessentag in Herborn vertreten. Insgesamt haben sich rund 1500 Besucherinnen und Besucher unsere Ausstellung angeschaut.
Unsere Ausstellung war Teil der Landesausstellung auf dem Hessentag, die Ministerpräsident Volker Bouffier am Samstag 21. Mai eröffnete.
Ministerpräsident Bouffier, Rinaldo Strauß vom Landesverband, Regierungspräsident Dr. Ullrich (RP Gießen)Besuch von Willi van Ooyen (Fraktionsvorsitzender Die Linke)Der SPD-Arbeitskreis Soziales in der Ausstellung
Die Studierendenvertretung (AStA) der Universität Gießen organisiert im Sommersemester eine Veranstaltungsreihe zu Antiziganismus und zeigt die mobile Ausstellung des Landesverbands “Hornhaut auf der Seele” vom 2. bis 28. Mai 2016 im Guthschrift Antiquariat, Bahnhofstraße 26, 35390 Gießen. Besichtigungszeiten sind Mo. bis Fr. zwischen 11 und 19 Uhr und Sa. zwischen 10:30 und 18:30 Uhr.
Die Eröffnungsveranstaltung der Reihe fand in Kooperation mit unserem Landesverband am Abend des 3. Mai 2016 in der Alten Universitätsbibliothek in Gießen statt.
Rinaldo Strauß vom Hessischen LandesverbandFatima Stieb las aus den Lebenserinnerungen der Gießener Sinteza und Überlebenden des Völkermords Anna Mettbach. Anna Mettbach wurde 1926 in Ulfa (Wetterau) geboren und 1942 als Sechzehnjährige von Schweinfurt aus nach Auschwitz verschleppt. 1944 wurde sie in das Konzentrationslager Ravensbrück verbracht und musste bei Siemens in Wolkenburg (Sachsen) Zwangsarbeit leisten. Kurz vor Kriegsende wurde sie auf einen Todesmarsch in das Konzentrationslager Dachau geschickt. Sie engagierte sich zeitlebens dafür, dem erneuten Aufkommen eines Faschismus entgegenzuwirken. Anna Mettbach starb am 23. November 2015 in Gießen.
Nach der Lesung fand eine von Malte Clausen moderierte Podiumsdiskussion zu
„Verfolgungsgeschichte und Diskriminierung heute“ mit Joachim Brenner (Förderverein Roma e.V. Frankfurt), Dr. Udo Engbring-Romang (Gesellschaft für Antiziganismusforschung) und Rinaldo Strauß (Landesverband) statt.
Dem Marburger Professor für Germanistik Wilhelm Solms wurde am 11. April das Bundesverdienstkreuz verliehen. Die Ehrung durch den Marburger Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies erfolgte aufgrund der jahrzehntelangen Arbeit Wilhelm Solms gegen den Antiziganismus.
Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, Professor Dr. Wilhelm Solms und Staatsminister Dr. Thomas Schäfer. Foto: Philipp Höhn
Wilhelm Solms ist Gründungsmitglied und Vorsitzender der Gesellschaft für Antiziganismusforschung, ein Zusammenschluss von Forschenden, die sich kritisch mit den “Zigeunerbildern” der Gesellschaft befassen, die Sinti und Roma seit Jahrhunderten übergestülpt werden. Für den Landesverband, den eine langjährige Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Antiziganismusforschung verbindet, nahm Romano Strauß teil.
Marian Zachow, Anne Oppermann, Dr. Franz Kahle, Romano Strauß, Dr. Thomas Spies und Heinrich Löwer. Bild: Heiko Krause, Stadt Marburg
Am 23. März wurde der Deportation von Sinti aus Marburg und Umgebung ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau vor 73 Jahren gedacht. Am Gedenken nahmen gemeinsam mit etwa 50 Bürgerinnen und Bürgern auch Romano Strauß als Vertreter des Landesverbands und der Marburger Oberbürgermeister Dr. Thomas Spieß sowie Bürgermeister Dr. Franz Kahle und Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Löwer teil.
Der Oberbürgermeister verurteilte in seiner Ansprache die nationalsozialistischen Verbrechen und wies auf die jahrhundertelange Verfolgungsgeschichte der Minderheit seit dem Mittelalter hin. Er thematisierte auch die bis heute andauernde Ausgrenzung und Diskriminierung von Sinti und Roma und erklärte es zur Verantwortung von Politik und Zivilgesellschaft, für eine offene und von Respekt getragene Gesellschaft einzutreten. Romano Strauß drückte in seiner Ansprache seine Freude über alle Menschen aus, die sich gegen Diskriminierung und für eine friedliche Gesellschaft einsetzen.
Romano Strauß vom Landesverband, Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Löwer. Bild: Heiko Krause, Stadt Marburg
Am 16. März 2016 wurde in einer Stunde der Erinnerung und Mahnung der Deportation der Gießener Sinti in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau vor 73 Jahren gedacht.
Mahnmal am Gießener Rathaus (Foto: Cherubino)
In einer bewegenden Ansprache hob die Gießener Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz auch die Verdienste der Gießener Sintezza Anna Mettbach hervor, die als Überlebende des Völkermords unermütlich gegen Faschismus und Rassismus kämpfte und im vergangenen November verstarb.
Wie die Oberbürgermeisterin warnte auch Rinaldo Strauß als Vertreter des Landesverbands vor dem derzeitigen Erstarken rechter Bewegungen in der Bundesrepublik und erklärte, dass Ausgrenzung und Diskriminierung nicht nur in der Vergangenheit existierten, sondern auch heute noch zum Alltag von Angehörigen der Minderheit gehören.
Prof. Benjamin Ortmeyer von der Forschungsstelle NS-Pädagogik der Universität Frankfurt hob in seinem Vortrag die besonderen Grausamkeiten hervor, denen Sinti und Roma im sogenannten Zigeunerlager Auschwitz-Birkenau ausgesetzt waren und zu denen auch die menschenverachtenden Versuche an Kindern durch den NS-Arzt Josef Mengele zählen. Insgesamt fielen den Nazis schätzungsweise 500.000 Sinti und Roma in Europa zum Opfer. Von den 40.000 deutschen und österreichischen Sinti und Roma wurden 20.000 Menschen aus rassistischen Gründen — vom Kleinkind bis zum Greis — ermordet.
Dass die Überlebenden auch in der Nachkriegszeit großes Unrecht erfuhren, wurde von der Oberbürgermeisterin als auch von Herrn Strauß und Herrn Ortmeyer betont. Angesichts anhaltender Ressentiments gegen Sinti und Roma bat beim anschließenden Gebet der katholischen und evangelischen Kirchen Pfarrer Andreas Specht alle Sinti und Roma um Vergebung angesichts von “Schweigen und Gleichgültigkeit” in der Mehrheitsbevölkerung.
Am 23. März wurden Stolpersteine für Verfolgte des Naziregimes verlegt, darunter auch für Peregrinus und Klara Mettbach, die in Auschwitz starben, und ihre Tochter Maria Mettbach, die wie ihre Schwägerin Anna Mettbach den Völkermord überlebte.
Unser Landesvorsitzende Adam Strauß hat am vergangenen Donnerstag, den 28. Januar, gemeinsam mit dem Hessischen Kultusminister Lorz der Öffentlichkeit eine Lehrerhandreichung zur Verfolgungsgeschichte von Sinti und Roma vorgestellt.
v.l.n.r.: Dr. Udo Engbring-Romang (Hauptautor der Handreichung), Mirko Meyerding (Mitautor), Dr. Marlis Sewering-Wollanek (Mitautorin), Adam Strauß (Vorsitzender des Landesverbandes), Fatima Stieb (Angehörige der Minderheit), Prof. Alexander Lorz (Kultusminister), Guido Seib (Schulleiter)
Die neue Lehrerhandreichung wurde an der Brüder-Grimm-Schule in Steinau a. d. Straße (Main-Kinzig-Kreis) präsentiert und wird vom Kultusministerium aus an alle Hessischen Schulen versendet.
Adam Strauß (Vorsitzender des Landesverbands)
Neben Adam Strauß, der in seiner Rede auf die Notwendigkeit verwies, das Thema Antiziganismus an allen Hessischen Schulen verpflichtend zu unterrichten, berichtete auch Fatima Stieb eindrücklich von alltäglich erfahrenen Diskriminierungen und Rassismus.
Am 26. Januar haben Rinaldo Strauß und Malte Clausen vom Hessischen Landesverband an der Goethe-Schule in Dieburg einen Projekttag gegen Antiziganismus im Rahmen der dortigen Schulprojektwoche durchgeführt. Malte Clausen leitete einen Workshop zur Sensibilisierung für Rassismus und zur Funktionsweise des Antiziganismus an. Im Anschluss stand Rinaldo Strauß den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort und führte durch die neue mobile Ausstellung des Landesverbands “Der Weg der Sinti und Roma”, die während der Projektwoche von den Angehörigen der Schule besichtigt werden könnte.
Mitte Januar haben Schülerinnen und Schüler aus dem Politik und Wirtschafts-Leistungskurs des 12. Jahrgangs der Georg-Christoph-Lichtenbergschule in Ober-Ramstadt ein Interview mit Rinaldo Strauß vom Landesverband in unserer Darmstädter Geschäftsstelle geführt. Das Interview ist Grundlage für einen Film, den die Schülerinnern und Schüler anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar erstellt haben.