Gemeinsam in Kooperatin mit der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen veranstaltete der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma einen Stadtrundgang zur Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus. Am 3. August führten Max Aigner und Alice Reitz für den Hessischen Landesverband eine Gruppe von 15 Personen durch die Landeshauptstadt und erläuterten die Rolle verschiedener hessischer Institutionen und Akteure bei der Verfolgung der Minderheit.
Grundlage des Rundgangs bildet die SiRo-App, eine kartenbasierte App. Mit ihr macht der Hessische Landesverband Orte sichtbar, an denen Sinti und Roma in Hessen lebten und wirkten. Die App kann online unter siro-hessen.app abgerufen werden. Dadurch kann der Rundgang auch individuell abgelaufen werden. Neben dem Rundgang zur Verfolgungsgeschichte liegen auch biographische Rundgänge zu den Wiesbadener Persönlichkeiten Sylvester Lampert, Rosa Wiegand und Robert Ebender vor.
Aktuell gibt es Rundgänge in Damstadt, Wiesbaden und Fulda, doch die App wird stetig eweitert, sodass bis zum Ende des Jahres die Städte Gießen, Marburg, Hanau und Frankfurt am Main folgen.
Die FR berichtete über den Rundgang und der Artikel kann hier abgerufen werden.
In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 ermordete die SS alle im sogenannten “Zigeunerlager” Auschwitz-Birkenau II e verbliebenen Sinti und Roma. Allein in dieser Nacht starben circa 4.300 Menschen, insbesondere Kinder, Alte und Personen, die als nicht mehr arbeitsfähig eingestuft wurden, in den Gaskammern.
Der 2. August wurde zum europäischen Gedenktag für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma. Auch in diesem Jahr erinnerte der Hessische Landesverband zusammen mit der Stadt Darmstadt an die Sinti und Roma, die während des Nationalsozialismus entrechtet, verfolgt und ermordet wurden.
Für die Stadt Darmstadt sprach Bürgermeisterin Barbara Akdeniz. Der Hessische Landesverband wurde von Rinaldo Strauß vertreten. Die Kranzniederlegung wurde durch das Sunny Franz Duo begleitet.
Sehr gefreut hat sich der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma über eine Anfrage aus Kassel. Hier traf sich im Juli eine Gruppe von circa 20 Jugendlichen aus Griechenland, Italien, Spanien, Polen und Deutschland im Alter zwischen 16 – 25 Jahren, um sich über die Themen Minderheitenschutz, Ausgrenzung sowie das Bewahren von „Kultur“ und Tradition auszutauschen.
Als lokale Interessenvertretung von Angehörigen der größten Minderheit in Europa, war das Interesse der Jugendlichen und jungen Menschen groß, als Fatima Stieb für den Hessischen Landesverband die Gruppe im Jugendhaus besuchte. Bei dem 2 1/2 stündigen Gespräch ging es vor allem darum grundlegendes Wissen darüber zu vermitteln, wer Sinti und Roma sind, mit welchen Schwierigkeiten sie auf Grund von Diskriminierung konfrontiert sind und welche Wünsche Minderheitsangehörige an die Gesamtgesellschaft haben. Während des Austausch traten einige Vorurteile und Unwissen über die Minderheit zu Tage, die jedoch im Gespräch miteinander ausgeräumt werden konnten.
Bereits im letzten Jahr hat die Frankfurter Polizei Fortbildungsbedarfe zum Themenkomplex Antiziganismus angemeldet. Nach einer erfolgreichen Veranstaltung im September letzten Jahres wurde die Fortbildung nun am 20. Juli wiederholt. Gemeinsam mit dem Bildungsforum gegen Antiziganismus aus Berlin und dem Förderverein Roma aus Frankfurt gestaltete der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma den ganztägigen Workshop, indem grundlegende Kenntnisse über die Diskriminierungsform Antiziganismus vermittelt wurden. Zudem wurde eine Reflexion der eigenen polizeilichen Praxis sowie der Rolle der Institution Polizei angestoßen.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Women and Race von Vieltfalt bildet! Rassismuskritische Bildungsarbeit gemeinsam gestalten im Praxislabor des Instituts für allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik der TU Darmstadt beteiligte sich der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma als Kooperationspartner und gestaltete im Besonderen die Veranstaltung am 06. Juni mit.
Katharina Rhein vom Hessischen Landesverband moderierte die Veranstaltung am 6. Juni mit dem Titel “Von der Fremd- zur Selbstrepräsentation: Inszenierte Alterität von “Zigeunerin”-Figuren” sowie die anschließende Diskussionsrunde. Prof. Dr. Kirsten van Hagen der Justus-Liebig-Universität in Gießen und Verena Lehman von RomnoKher Mannheim sprachen in ihren Vorträgen jeweils über die antiziganistischen Vorstellungen der Mehrheitsgesellschaft und gaben spannende Einblicke in deren Usprung und Verbreitung über die Medien.
In der Veranstaltungsreihe Woman and Race wurde die Verschränkung von Geschlecht und Rassismus aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. So entstanden vier Veranstaltungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die von den weiteren Kooperationspartner*innen Roza-Kurdischer Frauenrat Darmstadt, der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland sowie GinCo e.V. ausgestaltet wurden.
Am 27. Juni veranstaltete das Projekt Vielfalt bildet! der TU Darmstadt einePodiumsdiskussion zum Thema Krieg, Flucht, Bildung im Café AstA 221qm in Darmstadt. Der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma ist Kooperationspartner von Vielfalt bildet! und gestaltete gemeinsam mit den weiteren Kooperationpartner*innen von GinCo e.V., der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. und Roza-Kurdischer Frauenrat Darmstadt eine spannende Diskussionsrunde zum Thema Flucht und Bildung. Katharina Rhein, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Hessischen Landesverband moderierte gemeinsam mit Ece Kaya der TU Darmstadt die Veranstaltung und arbeitete die unterschiedlichen Perspektiven der geladenen Gesprächspartner*innen heraus.
Circa 50 Personen folgten der Diskussion vor Ort und online. Es enstand ein vielseitiger und angeregter Austausch zum Thema, in dem einerseits die Individualität von Fluchtursachen und Bildungswegen und andererseits die strukturelle Benachteiligung in Bildungssystemen herausgearbeitet wurden. Mit Dr. Yücel Meheroglu von der Meldestelle Antiziganismus in Berlin fand die (Bildungs-)Situation von geflüchteten ukrainischen Roma in besonderem Maße Beachtung. So konnte neben Anti-Schwarzem Rassismus und der sensiblen Lage von Kindern im Kontext von Krieg, Flucht und Bildung auch auf den Themenkomplex Antiziganismus eingegangen werden.
Im Juni war der Hessische Landesverband mit dem Vortrag “Wie “Zigeuner“bilder einen Völkermord möglich machen können” an verschiedenen Hessischen Bildungseinrichtungen. Am 1. Juni sprach Rinaldo Strauß, stellvertretender Geschäftsführer des Hessischen Landesverband, an der University of Applied Sciences in Frankfurt vor Studierenden der Sozialen Arbeit. Sie hatten sich in den Kurs “Antiziganismus” eingewählt und vorab bereits die Ausstellung “Der Weg der Sinti und Roma” im StadtRAUM in Frankfurt besucht. Die kleine Gruppe um die Dozentin Leena Höhn zeigte sich interessiert und refelktierte gemeinsam mit Rinaldo Strauß die Rolle er Sozialen Arbeit im Themenfeld Antiziganismus.
Bereits am darauffolgenden Montag, den 05. Juni war eine Veranstaltung mit dem Kaiserin-Friedrich Gymnasium in Bad Homburg geplant. 250 Schüler*innen fanden sich in der Aula der Schule ein, um den Vortrag von Rinaldo Strauß zu hören. Der Vortrag thematisierte die jahundertealten antiziganistischen Bilder der Mehreheitsgesellschaft auf die Minderheit und zeichnete die Verfolgung und Diskriminierung bis hin zum Völkermord nach. Anschließend wurde der 20-minütige Kurzfilm des Hessischen Landesverband “Alttagsdiskriminierung” gezeigt, in dem Angehörige der Minderheit zu Wort kommen. Daraus ergab sich eine angeregte Frage- und Gesprächsrunde mit den Schüler*innen.
Am Nachmittag des selben Tages folgte Rinaldo Strauß der Einladung von Hannah Hecker nach Fulda, die ebenfalls für den Fachbereich Soziale Arbeit an der Hochschule Fulda den Kurs “Antiziganismus in der Sozialen Arbeit” anbietet. Die Studierenden konnten während des Vortrags Rückfragen stellen und sich grundlegendes Wissen über Antiziganismus und die Rolle der Sozialen Arbeit vor, während und nach dem Nationalsozialismus aneignen.
Am heutigen Mittwoch (7.) unterzeichneten die Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Hessen den Mietvertrag für das geplante hessenweite Zentrum gegen Antiziganismus, das nach der Gießener Holocaust-Überlebenden und Bürgerrechtlerin Anna Mettbach benannt werden soll.
Das neue Zentrum des Hessischen Landesverbandes wird im Erdgeschoss der städtischen Räumlichkeiten in der Grafenstraße 30 errichtet und soll zum 1. September 2025 bezogen werden. Der Mietvertrag sieht eine Mietdauer von zunächst 10 Jahren mit der Option zur Verlängerung vor. Bereits am 17. Mai hat der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt – in Anlehnung an den Staatsvertrag des Landesverbandes mit dem Land Hessen – die langfristige Unterstützung des Zentrums und der Dauerausstellung des Hessischen Landesverbandes beschlossen und die jährliche städtische Fördersumme für den Betrieb des Zentrums erhöht. Damit schafft die Stadt zusätzliche Planungssicherheit für die Arbeit des Hessischen Landesverbandes.
Oberbürgermeister Jochen Partsch unterstreicht die Notwendigkeit der Aufarbeitung der Verfolgung der Sinti und Roma: „In unserer Gesellschaft gibt es weiterhin zu wenig Bewusstsein für das schwere Unrecht, das den Sinti und Roma in ihrer über 600-jährigen Geschichte im deutschsprachigen Raum angetan wurde. Nur wenige Angehörige der Minderheit überlebten den nationalsozialistischen Völkermord. Nach der Rückkehr aus den Todeslagern mussten sie erleben, wie die an ihnen und ihren Familien begangenen Menschheitsverbrechen in der Nachkriegszeit verschwiegen und verleugnet, teilweise sogar gerechtfertigt wurden. Die traurige Wahrheit ist, dass die NS-Verfolgten in der Bundesrepublik erneut diskriminiert und an den Rand der Städte und Gemeinden gedrängt wurden. Erst die Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma, in Hessen vor allem der Landesverband, hat seit vier Jahrzehnten wichtige Impulse für die Aufarbeitung der Verfolgungsgeschichte und für eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Menschen mit Sinti- oder Roma-Hintergrund geliefert. Wir sind stolz darauf, dass der Hessische Landesverband seinen Sitz in Darmstadt gewählt hat. Die vielfältige Kooperation der vergangenen Jahre werden wir ausbauen und verstetigen. Wir unterstützen Sinti und Roma und den Kampf gegen Antiziganismus.“
Der Vorsitzende des Hessischen Landesverbandes, Adam Strauß, betont die Wichtigkeit, entschieden gegen Antiziganismus vorzugehen: „Auch heute noch erleben unsere Menschen starke Ausgrenzung und Diskriminierung. In vielen europäischen Ländern leben Angehörige der Sinti und Roma in bitterer Not und sind massiven Vorurteilen ausgesetzt. Und auch in Deutschland sind die Vorurteile und der Hass leider noch immer sehr weit verbreitet. Das merken wir an fast jedem Tag. Deswegen haben wir als Hessischer Landesverband seit langer Zeit dafür gekämpft, an einem zentralen Ort in Hessen Bildungs- und Aufklärungsarbeit zum Thema Antiziganismus leisten zu können. Die Stadt Darmstadt und Oberbürgermeister Jochen Partsch unterstützen den Hessischen Landesverband seit vielen Jahren, die Stadt ist für uns eine wichtige Kooperationspartnerin. Der nun gefundene Ort in der Grafenstraße ist ein würdiger Standort für unser Anna-Mettbach-Zentrum. Wir hoffen darauf, dass viele Menschen aus Darmstadt, Hessen und deutschlandweit das Angebot wahrnehmen werden. Wir schaffen einen Ort, an dem sich Angehörige der Minderheit und Angehörige der Mehrheit auf Augenhöhe begegnen können. Es geht darum, dass wir gemeinsam Demokratie und Menschenrechte für alle Menschen in unserer Gesellschaft gegen den rechten Populismus verteidigen.“
Kernelement des Zentrums ist eine Dauerausstellung, die Wissen zur Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma und zum Antiziganismus für alle interessierten Menschen in Hessen und darüber hinaus vermittelt. Das Zentrum wird auch Raum für Begegnung und Austausch bieten. Zu den Zielgruppen gehören Schülerinnen und Schüler und Studierende, außerdem sind Fortbildungen für Lehrkräfte sowie für andere Berufsgruppen vorgesehen, z.B. für Polizeikräfte oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Behörden. Auch Selbstrepräsentationen von Angehörigen der Minderheit der Sinti und Roma sind Teil der Ausstellung.
Am 31.05. eröffnete der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma in Kooperation mit dem Fachbereich “Soziale Arbeit” der Hochschule Darmstadt nach langer Planung die mobile Ausstellung “Der Weg der Sinti und Roma”.
Die Ausstellung hatte bereits 2020 an der Hochschule in Darmstadt ausgestellt werden sollen. Doch durch die Corona-Pandemie und andere Unwegsamkeiten musste die Eröffnung verschoben werden. Umso mehr freute es alle Beteiligten, dass die Ausstellung “Der Weg der Sinti und Roma” nicht zuletzt wegen des großen Engagements von Prof. Dr. Julika Bürgin nun für die kommenden sechs Wochen an der Hochschule zu sehen sein wird.
Noch vor der offieziellen Eröffnung führte Dr. Katharina Rhein, wissenschafliche Mitarbeiterin beim Hessischen Landesverband, in einer exklusiven Presseführung die Vertreter*innen von lokalen und überregionalen Zeitungen durch die Ausstellung. Anschließend eröffneten Prof. Dr. Christian Brütt, Dekan des Fachbereichs Soziale Arbeit, Prof. Dr. Nicole Saenger, Vize-Präsidentin der Hochschule Darmstadt, Rinaldo Strauß, stellvertretender Geschäftsführer des Hessischen Landesverbands Deutscher Sinti und Roma und Prof. Dr. Julika Bürgin mit kurzen Grußworten die Ausstellung. Die Anwesenden konnten direkt im Anschluss durch die Ausstellung gehen und sich dabei entweder von den Mitarbeitenden des Landesverbands oder anhand der Audioguides zur Ausstellung leiten lassen.
Für den Zeitraum, in dem die Ausstellung an der Hochschule zu sehen ist, hat Frau Bürgin ein abwechslungsreiches Begleitprogramm erarbeitet, welches verschiedene Vorträge und Exkursionen beinhaltet. Das Begleitprogramm startete jedoch direkt am Tag der Eröffnung mit einer Filmvorführung des Dokumentarfilms von “Der lange Weg der Sinti und Roma” von Adrian Oeser der 2022 mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet wurde. Dieser rundete die gelungene Eröffnung ab.