Fulda

Die Gedenk­ta­fel zur Erin­ne­rung an den Völ­ker­mord an Sin­ti und Roma befin­det sich seit 1995 in der Tor­durch­fahrt zum heu­ti­gen Schieds­amt und Orts­ge­richt im öst­li­chen Bereich des Ful­da­er Stadt­schlos­ses. Die­ses dien­te im 17. Jahr­hun­dert als Resi­denz der Ful­da­er Fürst-Äbte und spä­ter der Fürst­bi­schö­fe. Im 19. Jahr­hun­dert wur­de es Kron­prin­zen­re­si­denz und ab 1900 dien­te es als Rat­haus. Im Natio­nal­so­zia­lis­mus erfolg­te in die­sem Gebäu­de, in dem sich ab spä­tes­tens 1936 auch der Sitz der NSDAP-Kreis­lei­tung befand, u.a. die ras­sis­ti­sche Son­de­rer­fas­sung der Ful­da­er Sin­ti und Roma. Die­se Erfas­sung war Bestand­teil der Ver­fol­gung und ebne­te den Weg für den Plan der syte­ma­ti­schen Ver­nich­tung. Die Gedenk­ta­fel wur­de auf Initia­ti­ve des Hes­si­schen Lan­des­ver­ban­des Deut­scher Sin­ti und Roma ange­bracht. In Koope­ra­ti­on mit der Stadt Ful­da wur­de 1994 die Aus­stel­lung “Sin­ti und Roma — Bür­ger die­ses Staa­tes” im Rah­men einer Gedenk­fei­er eröff­net und ein Jahr spä­ter im Dezem­ber 1995 die Gedenk­pla­ket­te ent­hüllt. Zunächst lehn­te die Stadt Ful­da eine Gedenk­pla­ket­te zur Erin­ne­rung an den Völ­ker­mord an den Sin­ti und Roma mit der Begrün­dung ab, dass bereits eine Tafel für alle Opfer bei­der Welt­krie­ge an der Michae­lis­kir­che exis­tie­re. Der Lan­des­ver­band pro­tes­tier­te gegen die­se Posi­ti­on, mit der Begrün­dung, dass ein wür­di­ges Geden­ken an die Opfer des Völ­ker­mor­des nicht in einem Zuge mit dem Geden­ken an die Täter erfol­gen kön­ne. Die Stadt­ver­wal­tung gab dem Pro­test schließ­lich nach. Auf der Tafel steht geschrie­ben:
“Zum Geden­ken an die Ful­da­er Sin­ti und Roma, deren ras­sis­ti­sche Erfas­sung im Stadt­schloss erfolg­te und von denen die meis­ten in Ver­nich­tungs­la­gern ermor­det wur­den. Ins­ge­samt fie­len dem Völ­ker­mord über 500.000 Sin­ti und Roma zum Opfer.
Der Magis­trat der Stadt Ful­da 1995”