PRESSEMITTEILUNG — Wissenschaftsstadt Darmstadt, Hessischer Landesverband Deutscher Sinti und Roma und die Initiative ‚Denkzeichen Güterbahnhof‘ laden für 20. März zum Gedenken ein
Die Wissenschaftsstadt Darmstadt, der Hessische Landesverband Deutscher Sinti und Roma und die Initiative Denkzeichen Güterbahnhof laden in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Darmstadt anlässlich des 79. Jahrestags der Deportation der Darmstädter Sinti am 15. März 1943 und dem 80. Jahrestag der ersten Deportation von Juden und Jüdinnen aus Darmstadt am 20. März 1942 für Sonntag, 20. März, um 11 Uhr zu einer gemeinsamen Gedenkstunde an den Darmstädter Güterbahnhof. Die Veranstaltung wird auf https://youtu.be/k‑KNNMp5mvE per Video übertragen. Musikalische Begleitung liefert der Musiker June Heilig zusammen mit seinem Vater Sergej Hartmann.
„Im März jähren sich zwei schreckliche Ereignisse, denen wir auch in diesem Jahr gemeinsam mit dem Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma gedenken“, erläutert Oberbürgermeister Jochen Partsch. „Am 15. März 1943 deportierte die Darmstädter Kriminalpolizei 69 Sinti aus Darmstadt und Umgebung. Diese hatten vorher als Nachbarinnen und Nachbarn, Mitschülerinnen, Mitschüler oder Kolleginnen und Kollegen in Darmstadt und Umgebung gelebt. Unter ihnen auch die 19-jährige Alwine Keck, die sich gerade auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz bei MERCK machte. Zu den Deportierten gehörten Männer, Frauen und Kinder und sogar nur wenige Monate alte Säuglinge. Bereits ein Jahr zuvor, am 20. März 1942, fand die erste Deportation von Jüdinnen und Juden über Darmstadt statt. Dieser Tag jährt sich zum 80. Mal. Die Stadt Darmstadt spielte hierbei eine zentrale Rolle, da Jüdinnen und Juden aus vielen Südhessischen Städten und Dörfern nach Darmstadt verschleppt und vom Güterbahnhof nach Auschwitz deportiert wurden. Vor diesem Hintergrund kommen wir am 20. März zusammen, um daran zu erinnern und dafür einzustehen, dass ein solch barbarisches Verbrechen gegen die Menschlichkeit niemals in Vergessenheit gerät und sich niemals wiederholen kann.“
„Wir gedenken der Verfolgung der Jüdinnen und Juden sowie der Sinti und Roma im Nationalsozialismus, um die Geschichte und die Verfolgten nicht zu vergessen. Für manche sind diese Menschen nur unbekannte Zahlen. Für mich waren es auch Verwandte, die ich nie kennenlernen konnte, oder die tief gezeichnet die Lager überlebten. Es ist für uns keine Geschichte, sondern ein Teil von uns“, erinnert Adam Strauß, Vorsitzender des Hessischen Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma. „Wir gedenken aber auch, um uns zu erinnern, welche Vorurteile und Ausgrenzungen zu den Völkermorden führten. Denn diese Geschichte darf sich niemals wiederholen. Diese Mahnung ist mir sehr ernst, da mich und auch viele unserer Menschen die wachsende rassistische Gewalt tief beunruhigt. Wer diese Mahnung allerdings für sich benutzt, um die aktuelle Situation in Deutschland oder anderswo mit der nationalsozialistischen Verfolgung zu vergleichen, hat nichts verstanden.“
Weitere Auskunft zur Veranstaltung gibt es per Telefon 06151 37 77 40 oder per E‑Mail verband@sinti-roma-hessen.de.