Mit Bildung und Musik gegen Vorurteile

PRESSEERKLÄRUNG des Ver­bands Deut­scher Sin­ti und Roma — Lan­des­ver­band Hes­sen zum Zwei­ten inter­na­tio­na­len Sin­ti und Roma Kul­tur- und Musikfestival

Darm­stadt und Wies­ba­den, 4. Sep­tem­ber 2018

Am 15. und 16. Sep­tem­ber 2018 fin­det das Zwei­te inter­na­tio­na­le Sin­ti und Roma Kul­tur- und Musik­fes­ti­val im Jus­tus-Lie­big-Haus in Darm­stadt statt, das vom Hes­si­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Vol­ker Bouf­fier eröff­net wird.

Das Fes­ti­val steht in Tra­di­ti­on des Musik­fes­ti­vals von 1979 in Darm­stadt. Mit Musik, Geschich­te und Poli­tik bie­tet es ein viel­fäl­ti­ges Pro­gramm zum kul­tu­rel­len und poli­ti­schen Austausch.

Wir freu­en uns sehr, dass wir es geschafft haben, das Fes­ti­val in Darm­stadt zu rea­li­sie­ren“, erklär­te heu­te Adam Strauß, Vor­sit­zen­der des Ver­ban­des Deut­scher Sin­ti und Roma ‑Lan­des­ver­band Hes­sen. „Darm­stadt war und ist ein wich­ti­ger Ort für die Bür­ger­rechts­be­we­gung der deut­schen Sin­ti und Roma. Das Musik­fes­ti­val von 1979 war ein Zeug­nis davon. Es ist uns eine Ehre, dar­an anknüp­fen zu können!“

Minis­ter­prä­si­dent Vol­ker Bouf­fier sag­te heu­te in Wies­ba­den: „Ver­an­stal­tun­gen wie die­se bie­ten eine her­vor­ra­gen­de Mög­lich­keit, mehr über die rei­che Kul­tur der Sin­ti und Roma zu erfah­ren und einen Teil ihres viel­fäl­ti­gen kul­tu­rel­len Erbes unmit­tel­bar zu erle­ben. Sin­ti und Roma sind seit gut sechs Jahr­hun­der­ten Teil fast aller euro­päi­schen Gesell­schaf­ten. Fast eben­so lan­ge wur­den sie aus­ge­grenzt und dis­kri­mi­niert. Der trau­ri­ge Höhe­punkt der Geschich­te ihrer Ver­fol­gung ist die Ermor­dung von 500.000 Sin­ti und Roma wäh­rend der Herr­schaft der Natio­nal­so­zia­lis­ten. Aus die­ser Ver­gan­gen­heit erwächst unse­re gemein­sa­me Ver­ant­wor­tung für die Zukunft, uns mit aller Kraft gegen jede Form von Extre­mis­mus, Ras­sis­mus, Anti­se­mi­tis­mus und Anti­zi­ga­nis­mus ein­zu­set­zen. Mitt­ler­wei­le wur­den in eini­gen Län­dern Rah­men­ver­ein­ba­run­gen unter­zeich­net, um die Aner­ken­nung und Teil­ha­be der Sin­ti und Roma kon­kret zu unter­stüt­zen. In Hes­sen haben wir vor einem Jahr unse­re bis­her bestehen­de Rah­men­ver­ein­ba­rung in einen Staats­ver­trag über­führt. Damit zei­gen wir, dass wir ent­schlos­sen gegen Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung kämp­fen und dass wir das schreck­li­che Leid der Sin­ti und Roma nicht ver­ges­sen werden.“

Das gan­ze Wochen­en­de über ist für Besu­cher und Pas­san­ten die mobi­le Aus­stel­lung des Lan­des­ver­ban­des „Der Weg der Sin­ti und Roma“ im Ein­gangs­be­reich des Jus­tus-Lie­big-Hau­ses frei zugäng­lich. Die­se infor­miert über die Geschich­te der Sin­ti und Roma im deutsch­spra­chi­gen Raum von ihrer Ankunft im 15. Jahr­hun­dert bis heute.

Nach der Eröff­nung des Fes­ti­vals durch den Minis­ter­prä­si­den­ten, die Wis­sen­schafts­stadt Darm­stadt sowie den Lan­des­ver­band führt am Sams­tag der Autor Dr. Udo Eng­bring-Romang durch die von ihm erstell­te Ausstellung.

Am Sonn­tag wird der Fokus auf poli­ti­sche The­men gelegt und der Film „Kampf um Aner­ken­nung – Vier Jahr­zehn­te Bür­ger­rechts­ar­beit des Lan­des­ver­ban­des Hes­sen“ gezeigt.

Seit dem Anfang der Bür­ger­rechts­be­we­gung Anfang der 1980er Jah­re ist eini­ges erreicht wor­den“, beton­te Adam Strauß. „Den­noch bestehen auch wei­ter­hin noch zahl­rei­che Berei­che, in denen sich etwas bewe­gen und ver­än­dern muss, ins­be­son­de­re in den Berei­chen Bil­dung, Woh­nungs­markt und gesell­schaft­li­cher Aner­ken­nung. Mit dem Staats­ver­trag, wel­chen das Land Hes­sen und der Hes­si­sche Lan­des­ver­band am 6. Sep­tem­ber 2017 unter­zeich­net haben, sehen wir uns aber auf einem guten Weg.“

An den Film schließt die poli­ti­sche Podi­ums­dis­kus­si­on an. Es dis­ku­tie­ren zur Situa­ti­on der Min­der­heit heu­te und Mög­lich­kei­ten der Verbesserung:

  • Nor­bert Kart­mann, Prä­si­dent des Hes­si­schen Landtags
  • Thors­ten Schä­fer-Güm­bel, Lan­des- und Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der SPD Hessen
  • Romeo Franz, EU-Abge­ord­ne­ter von Bünd­nis 90 / Die Grü­nen und selbst Ange­hö­ri­ger der Minderheit
  • Judith Šołćina/Scholze, Lei­te­rin des Min­der­hei­ten­se­kre­ta­ri­ats in Deutschland
  • Dr. Frank Reu­ter, wis­sen­schaft­li­cher Geschäfts­füh­rer der For­schungs­stel­le Anti­zi­ga­nis­mus an der Uni­ver­si­tät Heidelberg
  • Adam Strauß, Vor­sit­zen­der des Landesverbandes
  • Mode­ra­ti­on: Cor­ne­lia Wilß, Jour­na­lis­tin

An bei­den Aben­den spie­len inter­na­tio­na­le Musi­ker der Min­der­heit. Für Abwechs­lung ist gesorgt: Von Klavier‑, Vio­li­nen- oder Gitar­ren­in­ter­pre­ta­tio­nen bekann­ter Stü­cke aus Klas­sik, Jazz und Film­mu­sik bis hin zu Swing, Jazz, Pop und Bos­sa Nova ist alles dabei. Das am Sams­tag­abend spie­len­de Sam­son Schmitt Ensem­ble wur­de nicht zuletzt durch sei­ne Musik zu dem Film „Djan­go – ein Leben für die Musik“ von 2017 inter­na­tio­nal bekannt.

Für das leib­li­che Wohl sorgt das loka­le Cate­ring Unter­neh­men „Meis­ter Schmackes“.