Hier werden jahrhundertealte Ausgrenzungen vollkommen unverhohlen fortgeführt“

Sinti und Roma auf Waldcampingplatz Bad Zwesten nicht erwünscht

09.08.2021, Darm­stadt

Am 05.08.2021 um ca. 13 Uhr wur­den vier Fami­li­en nach dem Auf­bau ihrer Vor­zel­te von ihrem reser­vier­ten Platz auf dem Wald­cam­ping­platz Bad Zwes­ten weg­ge­schickt – mit der Begrün­dung, dass „Sin­ti und Roma auf die­sem Cam­ping­platz nicht erwünscht“ sei­en. Die Fami­li­en muss­ten wie­der zusam­men­pa­cken und sich spon­tan einen ande­ren Stell­platz suchen. Auf Rück­fra­ge bestä­tig­te ein Mit­ar­bei­ter des Cam­ping­plat­zes dem Vor­sit­zen­den des Hes­si­schen Lan­des­ver­ban­des Deut­scher Sin­ti und Roma, Adam Strauß, dass der aus­ge­spro­che­ne Ver­weis gegen Sin­ti und Roma auf Ent­schei­dung des gesam­ten Vor­stan­des erfolgt sei.

Wir sind scho­ckiert. Hier wer­den jahr­hun­der­te­al­te Aus­gren­zun­gen voll­kom­men unver­hoh­len fort­ge­führt“, kri­ti­siert Adam Strauß. Seit Jahr­hun­der­ten wer­den Sin­ti und Roma in Euro­pa dis­kri­mi­niert und ver­folgt. Schon vor Jahr­zehn­ten kämpf­te der Lan­des­ver­band dafür, dass die dis­kri­mi­nie­ren­den Schil­der, wel­che soge­nann­ten ‚Land­fah­rern‘ den Zutritt zu Cam­ping­plät­zen ver­bo­ten, abge­hängt wer­den und ein Umden­ken stattfindet.

Dass auch heu­te noch Sin­ti und Roma nicht als zah­len­de Gäs­te will­kom­men gehei­ßen, son­dern ver­trie­ben wer­den, ist nicht hin­nehm­bar und muss mit aller Deut­lich­keit zurück­ge­wie­sen wer­den. „Zu was Anti­zi­ga­nis­mus, Ras­sis­mus und Anti­se­mi­tis­mus auch heu­te noch füh­ren kann, haben wir in Hal­le, Hanau, Kas­sel und Mün­chen gese­hen. Es liegt in unser aller Ver­ant­wor­tung jeg­li­cher Dis­kri­mi­nie­rung ent­ge­gen­zu­tre­ten und die­se zu bekämp­fen. Es ist ein Skan­dal und ver­stößt gegen das Grund­ge­setz, dass auch heu­te noch Men­schen aus ras­sis­ti­schen Grün­den der Zugang zu Räu­men ver­wehrt wird“.

Der Hes­si­sche Lan­des­ver­band for­dert, dass die­se anti­zi­ga­nis­ti­sche und ras­sis­ti­sche Aus­gren­zung unver­züg­lich auf­ge­ho­ben und sich in aller Öffent­lich­keit für die­se dis­kri­mi­nie­ren­de Anwei­sung ent­schul­digt wird.