Gräber von NS-verfolgten Sinti und Roma-Familien erhalten und gesetzlich schützen

Presseinformation vom 17. Juni 2015

Adam Strauß (Foto: Frankfurter Rundschau)
Adam Strauß (Foto: Frank­furter Rund­schau)

Termin beim Bundesrat am 19. Juni 2015 um 14:30 Uhr

Sin­ti- und Roma-Fam­i­lien ste­hen über­all in Deutsch­land zunehmend vor dem Prob­lem, dass die Grab­stät­ten ihrer Ange­höri­gen, zu denen die ver­stor­be­nen Über­leben­den des Holo­caust gehören, auf­grund abge­laufen­er Fris­ten (Ruhezeit­en) nach den üblichen Fried­hof­sor­d­nun­gen endgültig beseit­igt wer­den. Der Zen­tral­rat Deutsch­er Sin­ti und Roma mit seinen angeschlosse­nen Lan­desver­bän­den fordert schon seit län­gerem vom Bund und von den Län­dern eine geset­zliche Regelung in Form ein­er „ewigen Ruhe“.

Adam Strauß, der Vor­sitzende des Lan­desver­bands Hes­sen, wird am kom­menden Fre­itag bei dem Gespräch im Bun­desrat, unter Leitung des Hes­sis­chen Min­is­ter­präsi­den­ten Volk­er Bouffi­er, dabei sein.

Der Lan­desvor­sitzende Adam Strauß ste­ht nach Ende des Gesprächs am 19. Juni 2015 um 14:30 vor dem Bun­desrat, Leipziger Straße 3–4, in Berlin für Fra­gen der Jour­nal­is­ten zur Ver­fü­gung.

Der Ver­band Deutsch­er Sin­ti und Roma, Lan­desver­band Hes­sen hat mit der Hes­sis­chen Lan­desregierung schon im März 2014 eine Rah­men­vere­in­barung geschlossen, die in Artikel 10 festschreibt:„Die Hes­sis­che Lan­desregierung appel­liert vor dem Hin­der­grund der Ver­fol­gungs­maß­nah­men und des Völk­er­mords an den Sin­ti und Roma an die Fried­hof­sträger, Rück­sicht auf die beson­deren Belange der betrof­fe­nen Fam­i­lien zu nehmen, ins­beson­dere im Hin­blick auf die Zulas­sung der Bestat­tung in Grüften. Hin­sichtlich der in Zukun­ft ablaufend­en Ruhe­fris­ten, sucht die Lan­desregierung in Zusam­me­nar­beit mit dem Lan­desver­band nach ein­er Lösung, die dem Charak­ter der Gräber als Stät­ten der his­torischen Erin­nerung entspricht.“

Etwa 320 Gräber in Hes­sen sind uns bekan­nt. Die Erhal­tung dieser Grab­stät­ten ist für die Men­schen der nationalen Min­der­heit deutsch­er Sin­ti und Roma Teil ihrer kul­turellen Iden­tität; sie kön­nen hier auch der Ver­stor­be­nen des Völk­er­mords, für die es keine Gräber gibt, gedenken. Bish­er haben nur die Städte Hanau und Mar­burg für diese Grab­stät­ten von NS-Über­leben­den Sin­ti und Roma auf ihren Fried­höfen ein „ewiges Ruherecht“ in ihren Fried­hof­s­satzun­gen ver­ankert.

Vor dem Hin­ter­grund der Zusagen von Bun­des­fam­i­lien­min­is­terin Manuela Schwe­sig und Bun­desin­nen­min­is­ter Thomas de Maiz­ière, eine Ergänzung des „Geset­zes zu dem Rah­menübereinkom­men des Europarats zum Schutz nationaler Min­der­heit­en“ (BT-Druck­sache 13/6912) pos­i­tiv zu prüfen, soll der Bun­desrat in sein­er Sitzung am 19. Juni 2015 eine entsprechende Entschließung ver­ab­schieden.

Die Umset­zung der bun­desweit gel­tenden Regelung erfol­gt dann durch die jew­eili­gen Bun­deslän­der.