Im Dezember 1942 erließ Heinrich Himmler den sogenannten Auschwitz-Erlass. In ihm befahl Himmler die Deportation aller im damaligen Deutschen Reich lebenden Sinti und Roma als Zigeuner nach Auschwitz. Vorangegangen waren bereits Jahre der Entrechtung, der Diskriminierung und Verfolgung, die nun ihren mörderischen Höhepunkt fand. Der Befehl wurde dann im März 1943 in Hessen in die Tat umgesetzt. In ganz Deutschland und so auch in Hessen, wurden Sinti und Roma zusammengetrieben und über die lokalen Bahnhöfe in Güterwaggons gepfercht nach Auschwitz verschleppt. Alleine in Auschwitz-Birkenau wurden über 20.000 Sinti und Roma in den Gaskammern ermordet.
Die Erinnerung an den Völkermord, dem über 500.000 Menschen zum Opfer fielen, ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des Hessichen Landesverband Deutscher Sinti und Roma. Zum einen, um der Ermordeten zu gedenken und sie nicht zu vergessen. Zum anderen, weil die Beschäftigung mit der Geschichte eine Warnung für die Zukunft ist. Rinaldo Strauß, stellvertretender Geschäftsführer Deutscher sinti und Roma mahnt: “Nur wenn wir verstehen, warum so viele begeistert den Versprechungen und dem Hass der Nationalsozialisten zugestimmt haben, können wir versuchen alles dafür tun, dass dies nicht wieder passiert. Wir können und müssen aus unserer Vergangenheit lernen. Der Blick zurück, zu dem was war, kann richtungsweisend dafür sein, was heute zu tun ist.”
In fünf hessischen Städten und Gemeinden gedachten Menschen in den vergangenen Wochen der entrechteten und ermordeten Bürger*innen ihrer Städte mit Kranzniederlegungen, Namenslesungen und Schweigeminuten. In Wiesbaden fand am 8. März eine zentrale Gedenkveranstaltung der Landeshauptstadt Wiesbaden zusammen mit dem Hessischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma in der Bahnhofstraße am Mahnmal für die deportierten und ermordeten Sinti und Roma statt. In Gießen gedachte die Zivilgesellschaft am 16. März der Deportation von 16 Menschen aus Gießen mit einer Gedenkveranstaltung im Rathaus, während bereits am darauffolgenden Tag die Gedenkveranstaltung in Darmstadt in Kooperation mit der Initiative Denkzeichen Güterbahnhof, der Stadt Darmstadt und der Jüdischen Gemeinde Darmstadt am Güterbahnhof stattfand. In der Gallerie Kurzweil am Güterbahnhof waren am Sonntag morgen über 100 Menschen zum Gedenken zusammengekommen. In Hanau und Marburg fanden Kranzniederlegungen am 23. März statt, die von den beiden mittelgroßen Städten in Kooperation mit dem Landesverband zu Ehren und in Erinnerung an die deportierten und ermordeten Menschen ausgerichtet wurden. Über die Gedenkveranstaltung in Marburg berichtete die Hessenschau, einen Artikel zur Gedenkveranstaltung in Gießen der Gießener Allgemeinen finden Sie hier.