Nachruf auf Wallani Georg

Der Lan­desver­band trauert um seinen früheren Vor­sitzen­den Wal­lani Georg, der heute in Darm­stadt bestat­tet wurde. Wal­lani Georg war ein Aktiv­er der ersten Stunde in der Bürg­er­rechts­be­we­gung Deutsch­er Sin­ti und Roma.

Wal­lani Georg, links sitzend neben dem Auschwitz-Über­leben­den Hans Braun, im Hin­ter­grund Romani Rose. Dachau, Ostern 1980
Bild: Zen­tral­rat Deutsch­er Sin­ti und Roma

Der Völk­er­mord an den Sin­ti und Roma während der Naz­izeit wurde in der Nachkriegszeit ver­leugnet, die weni­gen Über­leben­den aus der Min­der­heit häu­fig ger­ing oder gar nicht entschädigt. Sie wur­den weit­er­hin ver­trieben und an die Rän­der der Städte und Dör­fer gedrängt. Gegen diese Ungerechtigkeit sind einige der NS-Ver­fol­gten gemein­sam mit ihren Kindern ver­stärkt ab Ende der 1970er Jahre aufge­s­tanden. Unter ihnen befand sich auch Wal­lani Georg, der sich an Ostern 1980 am Hunger­streik der Sin­ti in der Gedenkstätte des ehe­ma­li­gen Konzen­tra­tionslagers Dachau beteiligte. Der Hunger­streik löste weltweite Aufmerk­samkeit aus und gilt gemein­sam mit dem Gedenken in der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen 1979 als Geburtsstunde der Bürg­er­rechts­be­we­gung Deutsch­er Sin­ti und Roma. Wal­lani Georg wurde bei der Grün­dung des Hes­sis­chen Lan­desver­band der Deutschen Sin­ti und Roma zum ersten Vor­sitzen­den gewählt. In seine jahre­lange Amtzeit fällt auch die offizielle Anerken­nung des Völk­er­mords an unseren Men­schen durch Bun­deskan­zler Hel­mut Schmidt im Jahre 1982. Die Arbeit des Lan­desver­ban­des und seine Errun­gen­schaften, ins­beson­dere die Entschädi­gun­gen für NS-Ver­fol­gte und das öffentliche Gedenken an den Völk­er­mord in vie­len Hes­sis­chen Städten und Gemein­den, wären ohne das Engage­ment von Wal­lani Georg nicht möglich gewe­sen.

Der Lan­desver­band wird sein Andenken in großer Dankbarkeit bewahren.

Gedenken in Cölbe

Am 7. August wurde in der Gemeinde Cölbe in der Nähe von Mar­burg den NS-Ver­fol­gten des Ortes gedacht. In der Alten Dorf­str. wur­den Gedenksteine für die jüdis­chen Fam­i­lie Stern ver­legt. Außer­dem wur­den bei der Evan­ge­lis­chen Kirche drei Gedenk­tafeln enthüllt, die an das Schick­sal des Pfar­rers Bern­hard Hep­pe, der Sin­ti-Fam­i­lie Strauß sowie der jüdis­chen Fam­i­lien Cölbes erin­nern.

An der würdi­gen und gelun­genen Gedenk­feier nah­men u.a. Cölbes Bürg­er­meis­ter Dr. Jens Ried und der Pfar­rer Dr. Alexan­der Warne­mann teil. Haup­tini­tia­tor des Gedenkens ist der pen­sion­ierte Lehrer Hans Junker. Viele Ange­hörige der Fam­i­lie Strauß kamen zum Gedenken. Als Vertreter des Lan­desver­ban­des sprach Romano Strauß, dessen Groß­vater Ewald und Vater Heinz Strauß gemein­sam mit weit­eren Ange­höri­gen nach der NS-Ver­fol­gung nach Cölbe zurück­kehrten. Elise, Julius, Sala­man­da und Agnes Strauß sowie mehrere Enkelkinder von Ewald und Elise Strauß wur­den von den Nazis ermordet. Den Ange­höri­gen der Fam­i­lie Strauß kann von nun an in der Mitte des Ortes gedacht wer­den. Das Gedenken bein­hal­tet die Mah­nung, dass Auschwitz nie mehr geschehen darf.

Die Ober­hes­sis­che Presse hat aus­führlich in ihrer Print-Aus­gabe vom 13. August 2019 berichtet.

Gedenken in Frankfurt zum 2. August

Vor 75 Jahren, in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurde das „Zige­uner­lager“ im Ver­nich­tungslager Auschwitz-Birke­nau liq­ui­diert. 1408 Häftlinge wur­den in das KZ Buchen­wald ver­bracht, die im Lager verbliebe­nen 2897 Frauen, Män­ner und Kinder wur­den in den Gaskam­mern ermordet. Wer sich im Lager ver­steck­en kon­nte, wurde von den SS-Wach­mannschaften am Mor­gen des 3. August erschla­gen oder erschossen. Ins­ge­samt fie­len etwa 500.000 Men­schen in Europa dem mörderischen Antizigan­is­mus der Nazis zum Opfer.

Zu diesem trau­ri­gen Anlass ver­anstal­tete der Fördervere­in Roma am 2. August eine Kundge­bung vor dem ehe­ma­li­gen Stadt­ge­sund­heit­samt in der Braubach­straße unweit des Römers. Im Stadt­ge­sund­heit­samt waren die führen­den „NS-Rasse­forsch­er“ Robert Rit­ter und Eva Justin, deren „Rassegutacht­en“ den Völk­er­mord an cir­ca 17.000 deutschen Sin­ti und Roma ermöglicht haben, nach 1945 von der Stadt Frank­furt in lei­t­en­den Posi­tio­nen beschäftigt. Erst das jahre­lange Engage­ment von Selb­stor­gan­i­sa­tio­nen ermöglichte im Jahr 2000 die Anbringung ein­er Gedenk­tafel, die auss­chließlich aus Spenden­geldern finanziert wurde.

Rinal­do Strauß nahm für den Lan­desver­band an der Kundge­bung teil.

1. Treffen des Gremiums auf Landesebene

Am 26. Juni 2019 tagte zum ersten Mal das Gremi­um zwis­chen Lan­desregierung und Lan­desver­band in der Hes­sis­chen Staatskan­zlei in Wies­baden. Die Haup­tauf­gaben des Gremi­ums sind die regelmäßige Über­prü­fung der Umset­zung der Ziele des Staatsver­trags und der Aus­tausch über aktuelle Fragestel­lun­gen der Min­der­heit und der Mehrheit. Die Ein­rich­tung des Gremi­ums ist Teil des Staatsver­trages, den der Lan­desver­band im Herb­st 2017 mit dem Land Hes­sen geschlossen hat.

An der kon­sti­tu­ieren­den Sitzung nah­men für die Lan­desregierung der Chef der Staatskan­zlei Axel Win­ter­mey­er sowie der Min­is­ter für Soziales Kai Klose neben weit­eren Mitar­beit­ern teil, Adam Strauß ver­trat den Lan­desver­band.

Bild: Hes­sis­che Staatskan­zlei

Inhalte der Gespräche waren die Bil­dungssi­t­u­a­tion zum The­ma Antizigan­is­mus an Hes­sis­chen Schulen und die geplante Dauer­ausstel­lung des Lan­desver­ban­des.

Abend des Sports im Landtag

Adam Strauß hat als Vertreter des Lan­desver­ban­des am 9. Abend des Sports im Hes­sis­chen Land­tag am 18. Juni 2019 teilgenom­men.

Er sprach dabei u.a. mit dem Hes­sis­chen Land­tagspräsi­den­ten Boris Rhein und dem Hes­sis­chem Min­is­ter­präsi­den­ten Volk­er Bouffi­er.

Abend des Sports im Hes­sis­chen Land­tag, Wies­baden, 18.06.2019 © Ste­fan Krutsch Pho­togra­phie www.krutsch.de

Auf dem Hessentag in Hersfeld

Vom 7. bis zum 16. Juni war der Lan­desver­band mit sein­er mobilen Ausstel­lung “Der Weg der Sin­ti und Roma” auf dem Hes­sen­tag in Bad Hers­feld vertreten. Annäh­ernd 1500 Besucherin­nen und Besuch­er haben auf dem Hes­sen­tag unsere Ausstel­lung ange­se­hen.

Am Eröff­nungstag 7. Juni sowie am Pfin­gst­mon­tag 10. Juni spiel­ten auf Ein­ladung des Lan­de­ver­ban­des die bei­den Musik­grup­pen Aaron Weiß und Sun­ny Franz Duo sowie das Chris­tiano Gitano Trio in der Großen Halle der Lan­desausstel­lung.

Workshop zu pädagogischen Methoden in Wiesbaden am 27. Mai

Ver­anstal­ter der Fort­bil­dung für Mul­ti­p­lika­torin­nen und Mul­ti­p­lika­toren (Schule, Jugen­dar­beit und Erwach­se­nen­bil­dung) waren der Lan­desver­band und die Hes­sis­che Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung (HLZ). Mit über 25 Anmel­dun­gen war die Fort­bil­dungsver­anstal­tung voll­ständig aus­ge­bucht.

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Vortrag zum 16. Mai: „Selbsthauptung und Widerstand von Sinti und Roma gegen den NS“

Aus Anlass des 75. Jahrestages des Wider­standes in Auschwitz-Birke­nau hielt Tobias von Bor­cke am Mi. 15. Mai an der Volk­shochschule Darm­stadt einen Vor­trag zu Selb­st­be­haup­tung und Wider­stand von Sin­ti und Roma gegen den Nation­al­sozial­is­mus.

Die Ver­anstal­tung im Rah­men des Darm­städter Gedenk­jahres 2019 wurde organ­isiert vom Lan­desver­band in Koop­er­a­tion  mit der Volk­shochschule und der Wis­senschaftsstadt Darm­stadt.

Zum Inhalt: Sin­ti und Roma haben Aus­gren­zung und Ver­fol­gung in der NS-Zeit nicht ein­fach hin­genom­men, son­dern sich in vie­len Fällen dage­gen zur Wehr geset­zt. Selb­st­be­haup­tung und Wider­stand kon­nten dabei ganz unter­schiedliche For­men annehmen: von Protesten gegen diskri­m­inierende Bes­tim­mungen, über Unter­tauchen vor Depor­ta­tio­nen bis hin zur Flucht aus Konzen­tra­tionslagern und Ver­suchen, weit­ere Ver­fol­gungs­maß­nah­men zu ver­hin­dern.
Ein beson­der­er Stel­len­wert für die Erin­nerung an den Wider­stand von Sin­ti und Roma kommt dabei dem 16. Mai zu. An diesem Tag im Jahr 1944 hat sich ein Teil der im „Zige­uner­fam­i­lien­lager“ inhaftierten Sin­ti und Roma den Anweisun­gen der SS wider­set­zt, um die Ermor­dung aller Häftlinge dieses Lager­ab­schnitts zu ver­hin­dern.
Im Vor­trag wur­den sowohl der 16. Mai 1944 als auch ver­schiedene Dimen­sio­nen des Wider­standes von Sin­ti und Roma in NS-Deutsch­land und im beset­zten Europa dargestellt.

Tobias von Bor­cke ist Pro­jek­t­mi­tar­beit­er im Bil­dungs­fo­rum gegen Antizigan­is­mus des Doku­men­ta­tions- und Kul­turzen­trums Deutsch­er Sin­ti und Roma.

Ausstellung „Der Weg der Sinti und Roma“ in Gießen

Vom 25.03.2019 bis zum 12.04.2019 wurde die mobile Ausstel­lung des Lan­desver­ban­des „Der Weg der Sin­ti und Roma“ in Koop­er­a­tion mit Stadt-mit-Plan in Gießen gezeigt.

Feier­lich eröffnet wurde die Ver­anstal­tung am 25.03.2019 mit einem Vor­trag von Rinal­do Strauß zum The­ma „Wie Zige­uner­bilder einen Völk­er­mord möglich macht­en“ und ein­er Führung durch die Ausstel­lung. In seinem Vor­trag ging Herr Strauß auf die his­torische Entwick­lung des Stereo­typs und seine Fol­gen im Nation­al­sozial­is­mus ein. Nicht uner­wäh­nt blieb jedoch auch die Nachkriegs­geschichte, in welch­er die Bilder weit­er wirk­ten und beispiel­sweise in skan­dalösen Gericht­surteilen resul­tierten. Gegen diese stellte sich ab den späten 70er und frühen 80er Jahren die Bürg­er­rechts­be­we­gung, welche seit­dem viele Verbesserun­gen erkämpfte.

Am 03.04.2019 führten die Mitar­bei­t­erIn­nen Malte Clausen und Ina Ham­mel einen Sen­si­bil­isierungs-Work­shop des Lan­desver­ban­des unter dem Titel „Wie Men­schen zu Zige­unern gemacht wer­den“ durch. An diesem nah­men Ehre­namtliche aus ver­schiede­nen Bere­ichen der Stadt Gießen teil. Neben einem his­torischen Ein­blick in die Geschichte von Antizigan­is­mus und dem Kampf dage­gen, ermöglichte der Work­shop eine Sen­si­bil­isierung und Selb­stre­flek­tion der Teil­nehmenden und disku­tierte Hand­lung­sop­tio­nen.